Mittwoch, 15. April 2009
Werbedeppen im Möbelhaus. Oder: Sohn der Stadt Leipzig
In Taucha, einer an Leipzig grenzenden Kleinstadt, hat gestern nach allerlei Umschwurbelei eines vorhandenen ein neuer Möbelmarkt eröffnet. Und weil solch spektakuläre Neuerung der geneigten und weniger geneigten Kundschaft ins Hirn gedroschen werden muss, prügelt Möbel-Kraft (so der Name des neuen Marktes in der alten Bauhülle) seit Tagen per Annonce, Beilage und Radiowerbung auf mein armes Seelchen ein.
Trauriger Höhepunkt war am heutigen Morgen ein Radiospot, der irgendwie eine Verbindung zwischen schönem Wohnen und guter Musik herstellte und dazu Johann Sebastian Bach missbrauchte. Das wäre ja noch hinzunehmen gewesen, allerdings bezeichneten die kräftigen Werbestrategen Bach als „Sohn der Stadt Leipzig“, was selbst für meine morgenumnebelten Gehörgänge zu viel war.
Den Machern der Werbung sei verraten, dass Johann Sebastian Bach 1685 in Eisenach geboren wurde und über mindestens sechs Stationen nach Leipzig kam. Dort lebte er von 1723 bis zu seinem Tod im Jahre 1750.
Ein Sohn der Stadt ist er nicht. Diesen Titel kann man z.B. Walter Ulbricht, August Bebel, Heinrich Brockhaus und Richard Wagner zuerkennen. Aber immerhin: Die Werbekünstler des Möbelhauses haben zumindest darauf verzichtet, Johann Wolfgang von Goethe oder Dr. Jürgen Utz Schneider zum Sohn der Stadt Leipzig zu machen. Die waren ja auch mal hier ...

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