Freitag, 15. Mai 2009
Dickes Kanalende. Oder: Wenn ihr weiter spart, wird's teuer.
zeitungsdieb, 14:04h
Wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, kommt klares, sauberes Trinkwasser heraus. Dafür sorgen die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL), eines der gewinnbringenden Unternehmen im Portfolio der Stadt Leipzig. In weiten Teilen der Region sorgen die KWL auch für die Abwasserentsorgung, entweder im eigenen Namen oder in dem regionaler Abwasserzweckverbände. Das ist gut so, hat aber auch seinen nicht ganz geringen Preis.
Vor wenigen Tagen legten die KWL wieder einmal ihre Zahlen auf den Tisch und stimmten ein Klagelied an. Nein, das Unternehmen ist nicht in die Verlustzone gerutscht. Das Ergebnise liegt bei 23.2 Mio. Euro, das ist bei einem Umsatz von 161,6 Mio. keine gar so schlechte Quote.
Aber – und hier setzte das Wehklagen an – der Wasserverbrauch der rund 615.000 Einwohner im KWL-Monopolland ist mal wieder gesunken. Mit 88 Liter pro Kopf und Tag wurde ein Tiefststand erreicht. 1993 lag dieser Wert noch bei 115 Litern, 1997 immerhin bei 109 Litern; ganz zu schweigen von den goldenen DDR-Zeiten, als Wasserverbrauch mit Wohlstand gleichgesetzt wurde und Werte von über 200 Litern als Fortschritt angesehen wurden. Damals kostete das lebenswichtige Nass aber auch fast nichts und wurde sogar zum Kühlen von Getränken eingesetzt.
Und der Trend setzt sich fort, denn zu den sparenden Privatkunden gesellen sich nun die kriselnden Unternehmen. Wer weniger oder nichts mehr produziert, braucht weniger oder gar kein Wasser und erzeugt folglich auch weniger Abwasser.
Und hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer: Die zumeist großzügig dimensionierten Anlagen werden immer schlechter ausgelastet. Wo kaum noch Trinkwasser fließt, wird die Einhaltung der Hygienevorgaben schwieriger, und wo das Abwasser knapp wird, setzt sich so manches ab ... Der Wartungsaufwand wächst, sodass die geneigte Kundschaft propagandistisch schon mal auf steigende Preise vorbereitet wird. Fazit: Wenn Ihr weiter spart, kommt Euch das teuer zu stehen.
Das klingt wie eine Drohung, und genau das sollte es auch sein. Diese mag bei einem Unternehmen, das tiefschwarze Zahlen schreibt, überraschen. Aber Monopolisten müssen nicht schmeicheln, die dürfen drohen. Auch dann, wenn sie sich ordentlich Speck angefressen haben.
Damit nicht genug: Ein guter Teil der angeführten Probleme sind buchstäblich hausgemacht. Anfang der 90-er Jahre zogen allerlei Glücksritter durch den neu erschlossenen deutschen Osten. Diese verkauften hier beileibe nicht nur Lebensversicherungen, Lederjacken, Zeitungsabos und Schrottautos, sondern sie trieben auch die Planung von Infrastrukturprojekten voran. Als lokaler Berichterstatter einer Tageszeitung erlebte ich mehrere Auftritte eines bayerischen Ingenieurbüros, dessen Mitarbeiter die frisch gewählten Gemeinderäte zahlreicher Dörfer gleich im Dutzend über den Tisch zogen. Da wurden die blutigen Politiklaien mit Einwohnergleichwerten, Pro-Kopf-Kosten, gigantomanischem Zweckverbandsgeschwafel und gesponserten Freibierausfahrten in glückliche Westkommunen überzeugt, auf die teuerstmögliche Entsorgungslösung zu springen. So entstanden im Umfeld Leipzigs Kläranlagen, die – vorsichtig formuliert – auf Zuwachs gebaut sind und über zum Teil beachtliche Kanallängen mit dem geldwerten Fäkalrohstoff versorgt werden (müssen).
Hinzu kommt, dass in neumodischer Technikgläubigkeit so manche ingenieurtechnische Selbstverständlichkeit entsorgt wurde. Statt der seit Jahrtausenden – man denke an das römische Reich – bewährten Freispiegelleitungen, in denen „die Brühe“ einem natürlichen Gefälle folgend abläuft, baute man generös Hebewerke und Pumpsysteme ein, die den Planern und Bauunternehmen einen guten Schnitt bescherten, den Betreibern aber hohe Folgekosten garantieren.
Wer nun denkt „Schöne Scheiße“ hat damit buchstäblich ins Braune getroffen. Nur: Abhilfe ist angesichts dieser Misere nicht möglich. Die Anlagen sind gebaut und müssen betrieben werden, die Kosten landen bei den Kunden.
Aber vielleicht zieht Ottonormalkunde daraus seine Lehren. Denn die nächsten Bauernfänger sind schon unterwegs.
Vor wenigen Tagen legten die KWL wieder einmal ihre Zahlen auf den Tisch und stimmten ein Klagelied an. Nein, das Unternehmen ist nicht in die Verlustzone gerutscht. Das Ergebnise liegt bei 23.2 Mio. Euro, das ist bei einem Umsatz von 161,6 Mio. keine gar so schlechte Quote.
Aber – und hier setzte das Wehklagen an – der Wasserverbrauch der rund 615.000 Einwohner im KWL-Monopolland ist mal wieder gesunken. Mit 88 Liter pro Kopf und Tag wurde ein Tiefststand erreicht. 1993 lag dieser Wert noch bei 115 Litern, 1997 immerhin bei 109 Litern; ganz zu schweigen von den goldenen DDR-Zeiten, als Wasserverbrauch mit Wohlstand gleichgesetzt wurde und Werte von über 200 Litern als Fortschritt angesehen wurden. Damals kostete das lebenswichtige Nass aber auch fast nichts und wurde sogar zum Kühlen von Getränken eingesetzt.
Und der Trend setzt sich fort, denn zu den sparenden Privatkunden gesellen sich nun die kriselnden Unternehmen. Wer weniger oder nichts mehr produziert, braucht weniger oder gar kein Wasser und erzeugt folglich auch weniger Abwasser.
Und hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer: Die zumeist großzügig dimensionierten Anlagen werden immer schlechter ausgelastet. Wo kaum noch Trinkwasser fließt, wird die Einhaltung der Hygienevorgaben schwieriger, und wo das Abwasser knapp wird, setzt sich so manches ab ... Der Wartungsaufwand wächst, sodass die geneigte Kundschaft propagandistisch schon mal auf steigende Preise vorbereitet wird. Fazit: Wenn Ihr weiter spart, kommt Euch das teuer zu stehen.
Das klingt wie eine Drohung, und genau das sollte es auch sein. Diese mag bei einem Unternehmen, das tiefschwarze Zahlen schreibt, überraschen. Aber Monopolisten müssen nicht schmeicheln, die dürfen drohen. Auch dann, wenn sie sich ordentlich Speck angefressen haben.
Damit nicht genug: Ein guter Teil der angeführten Probleme sind buchstäblich hausgemacht. Anfang der 90-er Jahre zogen allerlei Glücksritter durch den neu erschlossenen deutschen Osten. Diese verkauften hier beileibe nicht nur Lebensversicherungen, Lederjacken, Zeitungsabos und Schrottautos, sondern sie trieben auch die Planung von Infrastrukturprojekten voran. Als lokaler Berichterstatter einer Tageszeitung erlebte ich mehrere Auftritte eines bayerischen Ingenieurbüros, dessen Mitarbeiter die frisch gewählten Gemeinderäte zahlreicher Dörfer gleich im Dutzend über den Tisch zogen. Da wurden die blutigen Politiklaien mit Einwohnergleichwerten, Pro-Kopf-Kosten, gigantomanischem Zweckverbandsgeschwafel und gesponserten Freibierausfahrten in glückliche Westkommunen überzeugt, auf die teuerstmögliche Entsorgungslösung zu springen. So entstanden im Umfeld Leipzigs Kläranlagen, die – vorsichtig formuliert – auf Zuwachs gebaut sind und über zum Teil beachtliche Kanallängen mit dem geldwerten Fäkalrohstoff versorgt werden (müssen).
Hinzu kommt, dass in neumodischer Technikgläubigkeit so manche ingenieurtechnische Selbstverständlichkeit entsorgt wurde. Statt der seit Jahrtausenden – man denke an das römische Reich – bewährten Freispiegelleitungen, in denen „die Brühe“ einem natürlichen Gefälle folgend abläuft, baute man generös Hebewerke und Pumpsysteme ein, die den Planern und Bauunternehmen einen guten Schnitt bescherten, den Betreibern aber hohe Folgekosten garantieren.
Wer nun denkt „Schöne Scheiße“ hat damit buchstäblich ins Braune getroffen. Nur: Abhilfe ist angesichts dieser Misere nicht möglich. Die Anlagen sind gebaut und müssen betrieben werden, die Kosten landen bei den Kunden.
Aber vielleicht zieht Ottonormalkunde daraus seine Lehren. Denn die nächsten Bauernfänger sind schon unterwegs.
... comment