Donnerstag, 17. September 2009
GAU beim BKA. Oder: Und diese Edelbullen sollen Zensursulas Sperrlisten führen ...
Es soll ja Menschen geben, die zu Verschwörungstheorien neigen. Auch in Deutschland. Solche Typen haben angesichts der Notlandung von SPD-Häuptling Müntefering gleich wilde Spekulationen entwickelt und den Bogen vom einst nicht final angestochenen Lafo hin zu Müntes beinahe-Wahlkampfkamikaze geschlagen.
Da ich nicht zu derartigen Theorien neige, lässt mich solcherart Spekulationsgegrübel kalt. Wobei: Angesichts einer aktuellen Nachricht musste ich doch aufhorchen. Es geht um die öffentliche Fahndung nach einem Kinderschänder, die das Bundeskriminalamt am 15. September 2009 ausrief. Gesucht wurde nach „der wahrscheinlich vor 16 Jahren zwei damals 11 bis 15 Jahre alte Jungen am FKK-Strand bei sexuellen Handlungen angeleitet und gefilmt hat.“ Nachzulesen hier http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/09/15/mediale-effekte/ im (auch sonst äußerst empfehlenswerten) Tagebuch von Rechtsanwalt Udo Vetter.
Eigentlich auch nachzulesen unter www.bka.de auf der Seite der „Most wanted“-Personen, also dort, wo sonst Massenmörder, Terroristen und ähnliches Gesocks unter sich bleibt.
Das – ich gebe es offen zu – verblüffte mich beim Lesen, aber da ich die wirksame Verfolgung von Kinderschändern und anderen Perverslingen rückhaltlos befürworte (aus ebendiesem Grund bin ich erklärterweise gegen die demagogische Sprücheklopferei einer Ursula von der Leyen und ihrer AgitProp-Brigade), fand ich die most-wanted-Fahndung zwar unangemessen, aber sinnvoll.
RA Udo Vetter hingegen kam – der Mann ist schließlich Jurist – zu dem Schluss, dass die ganze Geschichte ein wenig seltsam erscheint. Aus der vom BKA vorgenommenen Datierung des im Internet aufgefundenen Filmmaterials auf die erste Hälfte der 90er-Jahre schloss er, dass hier – selbst bei minderjährigen Opfern – mittlerweile Verjährung eingetreten sein dürfte. Vetter mutmaßte, dass da wohl jemand erhöhte mediale Aufmerksamkeit provozieren und das Thema Kinderpornographie am Kochen halten wollte.
Nun ist aus Sicht aller Menschen, die noch an das Gute glauben, der schönste Fall eingetreten, der aus BKA-Blickwinkel zugleich den größtanzunehmende Unfall darstellt: Der most-wanted-Kinderschänder war längst ermittelt, angeklagt und verknackt, seine Strafe ist abgesessen. Inzwischen verbringt der in Unehren ergraute Perversling in einer Einrichtung des betreuten Wohnens seinen Lebensabend.
Nun möge sich der geneigte Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches zurücklehnen und ein wenig nachdenken. Darüber, dass die deutschen Edelbullen im Netz auf einer Schmuddelseite einen alten Film ausgegraben und den dort sichtbaren Täter zur most-wanted-Person erklärt haben, darüber, darüber, dass offensichtlich kein Abgleich mit vorhandenen Täterdaten vorgenommen wurde und darüber, dass eben diese BKA-Edelbullen dafür zuständig sind, die Sperrlisten zu führen, auf deren Grundlage Zensursula, Wolfgang S. und andere Internetexperten künftig den Zugang zu Internetangeboten per Stoppschild unterbinden („erschweren“) wollen.
Habe nur ich beim Nachdenken über diese Zusammenhänge ein mulmiges Gefühl, was die Kompetenz bestimmter Politiker und Fachleute betrifft?

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