Mittwoch, 10. März 2010
Stromausfall beim ZDF. Oder: Wie meine Lokalpostille die deutsche Sprache verschlimmhubelt
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet heute auf ihrer Medienseite recht süffisant über eine Panne beim Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF.
Mir bescherte der knapp 40 Zeilen lange Text gleich mehrere interessante Erkenntnisse.
1. war ich sehr überrascht, dass es den Rentnersender noch gibt. Wobei: Wirklich überrascht musste ich nicht sein, denn der Carmen-Nebel-Kanal ist ja gebührenfinanziert – die senden auch weiter, wenn es keine Fernseher mehr gibt.
2. erfuhr ich, dass das ZDF allerdings auch nicht immer sendet, zum Beispiel dann, wenn der Strom ausfällt, geht sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen Funkern das Licht aus. Immerhin: Das ist ein gutes Zeichen. Ich hätte fast drauf gewettet, dass ein paar von den Zombies auch ohne Strom weitermachen, weil sie's nicht gemerkt haben.
3. befleißigte sich meine Lokalpostille in ihrer Berichterstattung über den Stromausfall beim ZDF einer sehr gepflegten Sprache. Da ist in feinster deutscher Fabulierkunst von einem "Blackout im Stromnetz" die Rede. Es soll allerdings niemand sagen, dass dem Verfasser das Wort „Stromausfall“ nicht geläufig gewesen wäre – er begründete diesen mit einem „Blackout im Stromnetz“. Für den Leser aufschlussreicher wäre es natürlich gewesen, in seiner Lokalzeitung zu erfahren, ob Kabelschaden, Transformatorenbrand oder Windstille besagten Stromausfall verursacht haben – aber das hätte ja ein wenig Recherche erfordert, und die ist nicht Sache der hiesigen Lokalpostilleros. Also schreiben wir lieber „Der Strom war weg weil der Strom weg war und basta.“ Oder so. Mit zielgruppengerechten englischen bzw. denglischen Vokabeln geht es im Text weiter. Da ist vom „zweiten Crash“ im Stromnetz sowie vom Ausfall der „Websites“ zdf.de und heute.de die Rede. Hätte man nicht von einer „zweiten Störung“ schreiben können, und vom „Ausfall der Internetauftritte“? Zumindest den nicht des Englischen mächtigen Lesern der LVZ hätte das die Lektüre erleichtert und womöglich die Peinlichkeit falscher Ausspracheversuche erspart.
4. Aber der LVZ-Bericht hatte für mich auch eine überaus amüsante Seite. War da nicht was bei der Fußball-Europameisterschaft 2008? Als im österreichischen Sendezentrum der Strom schwankte und die Übertrung ausfiel? Nachzulesen hier http://sport.orf.at/euro2008/?href=http%3A%2F%2Fsport.orf.at%2Feuro2008%2F080626-1049%2F1049smallstory.html Was haben die deutschen Öffentlich-Rechtlichen damals gelästert ... Manchmal ist das Leben doch einfach schön ...

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