Freitag, 18. Februar 2011
Was macht eigentlich ... Dieter Althaus? Oder: Sprecht den Helmträger heilig.
Erinnert sich noch jemand an den dynamischen Dieter Althaus? Kleine Hilfe: Der Mann war als Ministerpräsident des Freistaates Thüringen so dynamisch, dass er auf seinen Ski sogar bergauf fuhr, dabei leider eine Frau erwischte und diese ins Jenseits beförderte. Dumm gelaufen, äh ... gefahren. Dass er selbst den Crash überlebte, lag weniger an einem Schutzengel als vielmehr am Helm, den Althaus getragen hatte, sodass es für ihn mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma und einer Hirnblutung abging, während das brav und unbehelmt in Talrichtung rutschende Unfallopfer ... aber das hatten wir ja schon.
Der vergleichsweise lässige Umgang mit der Frage seiner Schuld und die Tatsache, dass er vor Gericht hinsichtlich der gegen ihn erhobenen Klage auf fahrlässige Tötung erkennbar gleicher als andere behandelt wurde http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E24FE8287529B4C05A4683FB02B8E3467~ATpl~Ecommon~Scontent.html , kosteten den thüringischen Berufsdynamiker Punkte. So viele, dass die CDU bei der Landtagswahl am 30. August 2009 die absolute Mehrheit verfehlte; das übrigens derart gründlich, dass auch eine Koalition mit der FDP nichts retten konnte. Althaus trat zurück und machte damit den Weg für eine Koalition mit der SPD frei.
Dennoch muss sich niemand Sorgen machen, dass es Dieter womöglich am Geld für einen neuen Helm und den einen oder anderen Skipass mangeln könnte. Der smarte Typ aus dem Land der Rostbratwurst muss auch keinen Imbiss eröffnen, er kommt als Lobbyist (offiziell heißt das Vizepräsident) für den Auto-Zulieferer Magna tätig. Dass er diesen Wechsel ohne Wahrung einer noch so kurzen Schamfrist vollzog, kommentierte die Thüringer Linke in Gestalt ihres Landesvorsitzenden Bodo Ramelow als „als eklatanten Fall von Lobbykratie“. Na gut, die Geschichte hat schon ein G’schmäckle, denn Althaus hatte mit Magna während seiner Zeit als MP im Zusammenhang mit der Übernahme von Opel zu tun ...
Wobei – eigentlich hätte Dieter Althaus es gar nicht nötig, seine Brötchen bei Magna zu verdienen. Eigentlich gehört der Mann auf einen Sockel gestellt und Papst empfohlen, denn er hat ein Wunder vollbracht.
Nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, worin den die Wundertaten eines Dieter Althaus bestehen mögen. Der Mann hat dem Skihelm zum Durchbruch verholfen - weil seiner ja offensichtlich nicht zum Durchbruch neigte (Herzlichen Dank an Heiko für den Hinweis auf die missverständliche Formulierung - aber sind es nicht die kleinen Missverständnisse, die das Leben so l(i)ebenswert machen?).
Wer vor dem legendären Althaus-Crash am 1.1.2009 behelmt über die Pisten huschte, wurde zunächst bestaunt („Ist das ein Profi? Mussmor den kennen?“), dann verspottet („Weichei! Schisser! Feuchtes Hemd!“), bestenfalls noch als Möchtergern-Tomba-la-Bomba oder Spinner abgetan.
Nachdem der Althaus’sche Crashtest die potenziell lebensrettende Wirkung der knitterfreien Kopfbedeckung selbst beim DAPA (Dümmstanzunehmender Pistenarsch) unter Beweis gestellt hatte, waren die Regale, in denen die Helme normalerweise Staub ansetzten, plötzlich leergefegt. Und heute? Stellen die Helmträger auf österreichischen Skipisten eine klare Mehrheit dar. Heute fahren allenfalls noch Russen in nennenswerter Stückzahl ohne Helm rum. Aber zum einen haben die "dort" meist nicht wirklich was zum Kaputtgehen, zum anderen ist nicht wirklich schade, wenn doch.
Althaus sei’s gedankt, der Helm ist ein Allgemeingut geworden. Und wer dankt es ihm? Darüber möchte ich an dieser Stelle nicht wirklich spekulieren. Nur soviel sei gesagt: Es würde mich nicht wundern, stünde das Cleverle aus dem Bratwurstland auch auf der Lohnliste von Uvex, Alpina & Co. Aber behauptet habe ich das nicht.

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