Donnerstag, 12. November 2015
Lügenpresse reloaded. Oder: Finde den Unterschied!
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Irrglauben dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ) ist sehr sparsam. Darum werden Pressemitteilungen oft per Copy & Paste ins Blatt gehoben; die einzig relevante Änderung ist häufig das Drunterschreiben eines Autorenkürzels (Merke: C&P ist keine Schöpfungshöhe!).
Weil Ausnahmen die Regel bestätigen, gibt es bei der LVZ auch eine Rubrik, in der PR-Mitteilungen verschlimmbessert bzw. aufgehübscht werden: die Polizeimeldungen. Das passiert vor allem dann, wenn die Polizei sich erdreistet, bei Missetaten, die in bestimmten Ethnien gehäuft auftreten, die Herkunft der mutmaßlichen Täter zu benennen. Sowas mag man im Gutmenschenhaus an der Leipziger Klagemauer nicht, außer wenn die Täter deutlich sächsischen Dialekt sprechen.
Beispiel gefällig? Aber gern doch.
Heute hieß es im Polizeibericht:
"Wegen gefährlicher Körperverletzung …

Ort: Leipzig-Zentrum, Willy-Brandt-Platz
Zeit: 11.11.2015, gegen 23:00 Uhr

… haben Polizeibeamte die Ermittlungen aufgenommen. Am späten Abend waren Polizeibeamte des Reviers Zentrum sowie Beamte der Bundespolizei am Tatort Bürgermeister-Müller-Park. Dort war ein Tunesier (36) aus einer Gruppe offenbar alkoholisierter Somali heraus angesprochen und gefragt worden, ob er Betäubungsmittel habe. Es kam zunächst zu Verbalattacken, die mit einem Handgemenge endeten. Der 36-Jährige gab an, einen Tritt gegen ein Bein bekommen zu haben, wonach er an der Wade Schmerzen verspürte. Zudem war seine Jacke zu Boden geworfen worden, die allerdings ohne erkennbare Beschmutzung oder Beschädigung wiedergefunden wurde. Ein Leipziger (36) war dem Mann zu Hilfe geeilt und hatte auch die Polizei gerufen. Beim Eintreffen der Polizisten flüchteten einige der Tatverdächtigen; fünf (m.: 17, 23, 2 x 33, 34) – sie hatten zwischen 0,76 und 2,02 Promille intus - konnten vorläufig festgenommen werden. (Hö)"

Und was macht die LVZ daraus? (http://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Handgemenge-wegen-vermeintlichen-Drogenkaufs-in-Leipzig)
"Handgemenge wegen vermeintlichen Drogenkaufs in Leipzig
Eine fünfköpfige Gruppe Betrunkener sprach am Mittwochabend einen Mann in der Innenstadt an, ob er Drogen habe. Beim folgenden Streit wurde der 36-Jährige aus der Gruppe heraus verletzt.


Leipzig. Eine fünfköpfige Gruppe hat am späten Mittwochabend auf dem Willy-Brand-Platz einen Mann verletzt. Der 36-Jährige war von den betrunkenen Männern angesprochen worden, ob er Drogen habe. Laut Polizei kam es danach erst zu Verbalattacken, dann zu einem Handgemenge. Dabei soll der 36-Jährige laut eigener Aussage aus der Gruppe heraus einen Tritt gegen das Bein bekommen haben.
Ein weiterer 36-Jähriger eilte dem Angegriffenen darauf hin zu Hilfe und rief auch die Polizei. Die fünf Tatverdächtigen wurden von den Einsatzkräften festgenommen. Sie hatten laut Polizei zwischen 0,76 und über zwei Promille Alkohol im Blut.
Von luc"

Bedarf es da noch eines Kommentars? Eigentlich nicht ... Lügenpresse steht ja schon in der Überschrift ... Vielleicht noch einen Spruch meines werten Kollegen burks: Geht sterben, Holzmedien!

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Geht's noch schlimmer? Oder: Das Grauen heißt LVZ
Ok, eigentlich meckere ich ja in meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch nicht in eigener Sache. Aber da ich heute mal Gegenstand der stets (Ironiemodus: on) überaus kompetenten LVZ-Berichterstattung (Ironiemodus: off) bin, mache ich eine Ausnahme.
In aller Kürze: Seit ein paar Jahren produziere ich das Borsdorfer Amtsblatt. Damit sich die ganze Kiste rechnet, ist der amtliche Teil in ein kleines Ortsblatt verpackt, das sich durch Werbung finanziert. Kürzlich erschien in diesem Blatt http://www.dreilich.homepage.t-online.de/borsdorferinfo/Download_Amtsblatt/2015_10_VorOrt_web.pdf die Anzeige eines Waffenfachgeschäftes. Daran entzündete sich die Empörung einiger Gemeinderäte, die nun Akteneinsicht zur Auftragsvergabe Anno 2011 verlangen und von denen einige mir am liebsten beim Schreiben die Hand führen würden, wenn sie mir diese schon nicht abhacken können. Guckst Du hier http://www.dreilich.homepage.t-online.de/borsdorferde/pages/posts/4.-november-2015-eine-beratung-mit-ueberraschenden-wendungen-46.php und hier http://www.dreilich.homepage.t-online.de/borsdorferde/pages/posts/gutmenschenalarm.-oder-schwierigkeiten-mit-der-realitaet-47.php
Ok, damit kann ich leben. Nun hat auch Simone Prenzel, die für mein Dörfchen zuständige Redakteurin der Leipziger Volkszeitung, was meine Lokalpostille ist, das Thema aufgegriffen.
Nach der Gemeineratssitzung am 4. November 2015, bei der ein empörter Linksparteiabgeordneter das Thema vortrug, fand besagte Redakteurin immerhin Zeit, mit den empörten Gutmenschen zu reden und sich deren Protest fein zu notieren.
Heute steht nun in meiner Lokalpostille ein netter kleiner Text unter der Überschrift "Kritik an Waffen-Werbung im Ortsblatt". Guckst Du http://www.lvz.de/Region/Wurzen/Waffenwerbung-im-Borsdorfer-Ortsblatt-ruft-Opposition-auf-den-Plan Darin wird der schimpfende Linksparteiler zitiert, dazu der Borsdorfer Bürgermeister Ludwig Martin, der korrekterweise auf die Trennung zwischen amtlichem und nichtamtlichem Teil im Dorfblatt hinweist. Meine Wenigkeit wird namentlich als zuständiger Missetäter benannt.

Warum ich das so ausführlich schreibe? Ganz einfach. Jeder Praktikant, der bei einer Zeitung seine ersten Gehversuche macht, lernt am ersten Tag ein paar grundlegende Regeln kennen. Nummer 1 lautet stets, bei strittigen Fragen beide Seiten zu hören. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Simone Prenzel als verantwortliche Redakteurin keinen Versuch unternommen hat, mit mir ins Gespräch zu kommen. Aber wundert mich das wirklich? Nö. Die tapfere Schreiberin hat es ja auch fertiggebracht, einen tollen Bericht über Nässeschäden in einem Anbau der örtlichen Kita zu schreiben. Im Dach des Anbaus waren einige Balken von Pilzen befallen, das gesamte Dach wurde abgetragen und neu gebaut. Über die Kita hieß es in der LVZ in dem Zusammenhang stets "Schimmel-Kita", übrigens sehr zur Verunsicherung der Eltern ... Lügenpresse? Achwo, nur Leipziger Volkszeitung ...

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Montag, 9. November 2015
Lügenpresse reloaded. Oder: Zählen können die bei der LVZ auch nicht mehr.
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Glauben im Kindergarten dem Qualitätsjournalismus begegnete Leipziger Volkszeitung LVZ, veröffentlicht gern sehr, sehr exakte Zahlen aus welchen Quellen auch immer; das z.B. dann, wenn es darum geht, die Zahlen irgendwelcher Demonstranten für oder gegen was-auch-immer hoch- oder runterzurechnen, also wie früher vor 89.
Dass man den von der LVZ veröffentlichten Zahlen nicht unbedingt glauben kann, stellte ich heute wieder fest. In einem Bericht über CDU-Landräte, die einen Brandbrief an Kanzlerin Angela "Wir schaffen das" Merkel geschicht haben, demonstrierte die SPD-Postille wieder einmal ihre Rechenschwäche.
Guckst Du hier:



Und staunst Du. Where the fuck is Landrat number 10?
Für alle überzeugten Leser der LVZ: Pfinde däm Pfälor!

PS.: Besonders schlimm an dieser Veröffentlichung http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/News/Verspueren-einen-Stimmungswandel-Sachsens-Landraete-mit-Brandbrief-an-Merkel ist, dass der fette Sigipopp als Illustration gebraucht wurde. Mennö, da kann man Augenkrebs kriegen!

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Kulturschock mdr. Oder: Und dafür ...
Bin gerade versehentlich beim mdr reingeraten, die Sendung heißt "mach dich ran". Zum Glück war der Ton aus, dennoch: Für diese Sch... muss ich GEZ zahlen? Und das nicht nur privat, sondern auch im Büro?

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Lügenpresse reloaded. Oder: Warum glauben immer weniger Hirnträger der LVZ?
An dieser Stelle habe ich eine kleine Denksportaufgabe für die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches vorbereitet. Ich werde zwei Zitate veröffentlichen, die dem selben Sachverhalt gelten. Ich zitiere ziemlich ausführlich (so genanntes "Großzitat", aber das ist schon ok, denn damit erreiche ich die Schöpfungshöhe, um ein neues Werk zu kreieren, so dass mir kein Lügenpresserechtsverdreher ans Bein pinkeln kann).
Also dann, es folgt der Leipziger Polizeibericht:
"Tätliche Auseinandersetzung
Ort: Leipzig, OT Volkmarsdorf, Eisenbahnstraße
Zeit: 08.11.2015, 19:20 Uhr
Die Polizei wurde zu einer tätlichen Auseinandersetzung gerufen, da angeblich mehrere Personen von einem Gerüst Stangen abbauten. Als die Polizeibeamten eintrafen, winkte eine männliche Person die Beamten heran. Es handelte sich dabei um einen 61-jährigen Türken. Dieser gab an, dass er von mehreren Personen angegriffen worden war. Er hatte sich mit einer 40-jährigen Rumänin vor einem Cafe getroffen. Die beiden kennen sich. Nach seinen Angaben hatte die Rumänin noch Geldschulden bei ihm. Diese wollte er wieder haben. Zunächst kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung. Die Frau, die kurze Zeit später von der Polizei ermittelt werden konnte, gab an, dass sie vom 61-Jährigen geschlagen wurde. Daraufhin griffen wiederum drei bulgarische Bürger ein, die das gesehen hatten. In der Folge soll der 61-Jährige ein Messer gezogen und zwei der Bulgaren (36, 35) an den Armen leicht verletzt haben. Anschließend flüchteten die Bulgaren und die 40-Jährige. Die Polizei konnte das Wohnhaus ausfindig machen. Dort wurden auch die 40-jährige Rumänin und die drei Bulgaren angetroffen. Die Verletzungen wurden begutachtet; das Rettungswesen informiert. Es erfolgte eine ambulante Behandlung vor Ort. Es waren nur leichte Verletzungen. Die Bulgaren stellten den Sachverhalt etwas anders dar. Nun hat die Polizei mehrere Anzeigen zu bearbeiten, da alle Beteiligten sich gegenseitig einer Körperverletzung bzw. gefährlichen Körperverletzung beschuldigen."

Alles klar soweit? Dann geht es weiter mit dem, was Qualitätsjournalist Matthias Puppe* zu diesem Vorfall berichtet hat:
"Disput um Zahlungsmittel Auseinandersetzung mit Stichverletzung in Leipzig-Neuschönefeld
Drei Frauen und ein Mann sind am Sonntagabend auf der Leipziger Eisenbahnstraße in Streit geraten. Eine der Frauen soll dann mit einem Messer leicht verletzt worden sein.
Leipzig. Bei einer Auseinandersetzung am Sonntagabend auf der Leipziger Eisenbahnstraße im Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld ist eine 40-Jährige leicht verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war die Frau zusammen mit drei Freundinnen bei einem 61-Jährigen zu Besuch, dem sie angeblich Geld schuldete.
Im Laufe des Gesprächs soll der Mann dann ein Messer gezogen und die 40-Jährige damit verletzt haben. Nach Angaben des 61-Jährigen haben ihn die drei Frauen zuvor ebenfalls attackiert, sagte ein Polizeisprecher. Die herbei geeilten Beamten haben entsprechende Anzeigen aller Beteiligten aufgenommen. Die Verletzungen seien noch vor Ort von einem herbeigerufenen Arzt behandelt worden. Die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen."

Die Aufgaben an die LeserInnen beider Texte lauten:
1. Findet den Unterschied
2. Denkt darüber nach
3. Denkt über Euer LVZ-Abo nach
Im Unterschied zu den Öffentlich-Rechtlichen kann man die privaten Lügenmedien abwählen.

*häufig auch unter dem Kürzel mpu - nomen est omen

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Nachdenken über Propaganda. Oder: Denkverbote zum Thema Flüchtlinge.
Zum Thema "Flüchtlinge" gibt es in Deutschland derzeit gefühlt einige Denk- und Aussprechverbote. Nein, ich möchte an dieser Stelle nicht den kackbraunen Kameraden und ihrem geistlosen Gefolge das Wort reden, aber ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, bei diversen Veranstaltungen aggressives Gutmenschentum und geifernde political correctness zu erleben. Wagte jemand, z.B. nach der Haftung für durch Flüchtlinge verursachte Schäden zu Fragen, räufelte sich den Befürwortern die Stirn. Wurde nach bei uns unbekannten Krankheiten gefragt, nahmen die Gutmenschen den Fragesteller unter Feuer, auf die Frage nach evtl. Schließzeiten für eine Wohneinrichtung wurde von den pcs der Einschluss für nörgelnde Ureinwohner gefordert. Fragen nach einem möglichen Anstieg der Kriminalität? Wehe! Außerdem gilt stets: Skepsis gleich tiefbraun.
Wie dumm muss man/frau sein, um tatsächlich zu glauben, mit solcher Totschlagsargumentation die Integration von Flüchtlingen zu fördern? Wer die Sorgen und Ängste seiner Nachbarn nicht ernst nimmt, treibt sie damit in die Gefolgschaft brauner Rattenfänger.
In meinem (absolut nicht rechten) Bekanntenkreis überwiegt beim Thema "Wir schaffen das" ganz klar die Skepsis. Und es macht mir Angst, dass diese Skepsis praktisch ausschließlich in vertrauter Runde geäußert wird; und dass es oft heißt "Auf Arbeit kann ich das so nicht sagen, dann bekomme ich Ärger ..." Unwillkürlich muss ich dabei an den Niedergang der DDR denken ... Was lange gärt, wird endlich Wut?

Umso erfreulicher ist es aus meiner Sicht, wenn sich einzelne Stimmen zu Wort melden, die eine differenzierte Sicht aufs aktuelle Geschehen erkennen lassen. Sehr lesenswert ist dieses Interview http://www.welt.de/politik/deutschland/article148582571/Zehn-Prozent-der-Fluechtlinge-werden-straffaellig.html mit dem Chef des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Der Shitstorm wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.
Der Shitstorm gegen andere Äußerungen ist ja schon in vollem Gange. So darf man z.B. hier http://www.welt.de/regionales/nrw/article148554213/Philologenverband-NRW-verurteilt-Text-von-Verbandskollegen.html teilhaben an all der Kritik, die Dr. Jürgen Mannke, der Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, derzeit abbekommt. Da schon mein Philosophieprofessor im Grundlagenstudium anno 1982 sagte "Wer etwas verstehen will, muss Primärliteratur lesen!", habe ich mir das Original angeschaut: http://www.phvsa.de/files/gisa/Zeitschrift_03-2015_WEB.pdf (und gleich gesichert, solange es noch geht).
Fazit: 1. handelt es sich um einen Meinungsbeitrag und 2. liegt der Mann (bis auf einen peinlichen Rechtschreibfehler) doch vollkommen richtig. Wers nicht glauben will, lese selbst. Da ist von Integration die Rede, von der Rolle, die die Philologen dabei spielen können und von der Notwendigkeit eines Einwanderungsgesetzes. Und was die im Vergleich zu unserer etwas abweichende Auffassung bzgl. der (nicht nur) sexuellen Selbstbestimmung der Frau im Islam angeht, so wünsche ich allen Träumern kein böses Erwachen.

Und über den Bürgermeister von Jüterbog schreibe ich ein anderes Mal ...

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Montag, 2. November 2015
Lügenpresse reloaded. Oder: Leseempfehlung
Um es vorweg zu nehmen: Ich hatte Akif Pirinçci vollkommen aus den Augen verloren. Irgendwann in den 90ern (für alle Jüngeren: Das war die Zeit von Tamagotchi und Handys, deren Akku nur einen Tag hielt, die aber nur zum Telefonieren taugten) las ich sein Buch Felidae, fand's nicht so tosend und den finsteren Film zum Buch schon ganz und gar nicht.
Dass es diesen Autor noch gibt, bemerkte ich irgendwann nach 2010, als allerlei Gutmenschen sich über seine neueren Bücher aufregten.
Und dann kam jener 19. Oktober 2015, als ein putziger Mensch bei Pegida auftrat und dort eine noch putzigere Rede vom Blatt verlas, die wohl darin gipfelte, dass die KZs zur Zeit ja leider außer Betrieb seien.
Es kam, was zu erwarten war: Shitstorm, Medienrummel, Verteufelung. Es folgte, was zumindest ein wenig überraschte: Der Buchhandel (zumindest dessen übergroßer Teil) ächtete den bösen Redner und nahm alle Pirinçci-Titel aus dem Programm. Und wer, wie z.B. Manufactum.de, nicht gleich merkte, dass er noch Titel im Angebot hatte, nahm sie raus und distancierte sich irgendwie von sich selbst oder so http://www.manufactum.de/aktuellen-diskussion-um-manuscriptum-autor-c-4112/
Solcherart Selbstzensur und pauschale Indizierung kotzt mich an. Um nicht missverstanden zu werden, wiederhole ich an dieser Stelle für alle Gutmenschen, dass ich für die Bücher Pirinçcis nicht wirklich etwas übrig habe, doch die Entscheidung, ob ich "Die große Verschwulung" lesen möchte oder nicht, will ich doch gern selbst treffen - genau wie die, "Mein Kampf" im Original zu lesen. Auf Telepolis wurde angesichts der Selbstzensur des deutschen Buchhandels von einem Rückfall in die Barbarei geschrieben ... http://www.heise.de/tp/artikel/46/46385/1.html Full Ack!
Doch zurück zur Lügenpresse. Stefan Niggemeier hat hier http://www.stefan-niggemeier.de/blog/22191/die-unwahrheit-ueber-akif-pirincis-kz-rede/ sehr akribisch zusammengetragen, wie die deutschen Medien Pirinçcis besch... Rede zitiert oder besser nicht zitiert haben und kommt zu dem Fazit, dass mit der aus dem Zusammenhang gerissenen Wiedergabe des KZ-Zitates dem Lügenpresse-Vorwurf Vorschub geleistet wurde.
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, unter den aufgelisteten Medien ist, die sich nun als Förderer des Lügenpressevorwurfes rühmen dürfen.

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Samstag, 31. Oktober 2015
Halloweengedanken: Oder: Der Tag, an dem die Allergien vergessen werden.
31. Oktober 2015, Reformationstag (Was geht mich der nagelnde Luther an?) und Halloween. Dieses aus den USA wie viele andere Abartigkeiten (z.B. Muttertag) eingeschleppte Fest führt dazu, dass am heutigen Abend gefühlte 12 Trillionen mehr oder minder kostümierte Kinder an meinem Haus klingeln und mit mehr oder minder netten Sprüchen um Nahrung betteln. Dass sie nicht leer ausgehen, haben sie meiner Frau zu verdanken, die allerlei Süßigkeiten opfert und auch einen guten Teil ihrer diesjährigen Produktion an italienischen Hartkeksen unters Volk wirft.
Wobei: Es gibt an diesem Abend wunderliches zu erleben. Erstens dürfen Kinder angesichts unserer sehr, sehr gefährlichen Zeiten, in denen Pädophile, Menschenfresser und anderere Gefahren hinter jedem Geldautomaten zu lauern scheinen, normalerweise nicht mal ohne PS-starke Gluckenaufsicht zu Kita oder Grundschule tapsen, doch nun schleichen sich die bettelnden Horden unbegleitet durchs finstere Wohngebiet.
Noch interessanter finde ich, dass all die ausgehungert tuenden "Süßes oder Saures"-Rufer gierig in sich hineinstopfen, was man ihnen so reicht. Laktose-Intoleranz? Weißmehl? Nussallergie? Low Carb? Scheiß drauf, it's Halloween!

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Freitag, 30. Oktober 2015
TTIP und anderes Teufelszeug. Oder: Grausamkeiten einfach erklärt
Wer sich abseits der üblichen PR-Blasen und Propaganda-Worthülsen über TTIP und seine Nebenwirkungen schlau machen möchte, sollte sich dieses Video anschauen. Keine Bange, es läuft nur drei Minuten. Aber es erklärt, wie die im Zuge von TTIP massiv an Bedeutung gewinnenden privaten Schiedsgerichte ISDS funktionieren und welchen Pferdefuß sie haben.

Willst Du wissen? Guckst Du
https://youtu.be/K4vQKxUodIs

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Holzmichelei. Oder: Und weiter geht's
Ok, ich habe mich auf diesem Kanal ein paar Monate rargemacht. Nachdem ich gestern diesen http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2542310/ Beitrag gepostet hatte, gab es prompt Applaus von einigen treuen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches. Und es kam gleich mehrfach die Frage, was mich den wohl am Schreiben gehindert habe.
Ganz einfach: Ich hatte zu viele andere Dinge um die Ohren, sodass die Pflicht die Kür verdrängte.
Aber nun geht es weiter ... was nicht daran liegt, dass ich nun plötzlich zu viel Zeit hätte, aber die Themen drängen sich mir einfach auf.
So zum Beispiel der zunehmende handwerkliche Verfall meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Beispiel gefällig? In dieser Woche, konkret am 27. Oktober 2015, berichtete die LVZ über Proteste gegen ankommende Flüchtlinge in Freiberg.
"Polizei muss Flüchtlingszug absichern" hieß es in der Überschrift, in der Unterzeile war zu lesen "Demonstranten" bewerfen Busse und DRK-Fahrzeuge.
Moment, mir ist beim setzen der Anführungszeichen kein Fehler unterlaufen - die "Demonstranten" hat die LVZ verbrochen und begibt sich damit in die schönste Springerverlagstradition, obgleich das Leipziger Revolverblatt ja mittlerweile zu 100% dem Madsackimperium gehört.
Vielleicht ein Tipp für die schnellbesohlten Billigpraktikanten im Haus an der Leipziger Klagemauer: Die Anführungsstriche bleiben in einem Bericht wörtlichen Zitaten vorbehalten. In einem Meinungsbeitrag kann man da schon etwas lässiger rangehen, kann zum Beispiel Michael Fischer-Art als "Künstler" oder OBM Jung als "Stadtoberhaupt" bezeichnen, aber wer in einem Bericht "Demonstranten" schreibt, hat entweder Angst vor dem korrekten Begriff oder er versteht seinen Job nicht.

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Donnerstag, 29. Oktober 2015
44% der Deutschen stimmem "Lügenpressevorwurf" zu. Oder: Die anderen kennen keine LVZ
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, deren Begegnung mit dem Qualitätsjournalismus lange zurück liegt, meldete heute, dass immerhin 44 % der Deutschen bei einer Umfrage im Auftrag des "Stern" der Aussage zustimmten, dass "die Medien in Deutschland von ganz oben gesteuert würden und deshalb geschönte und unzutreffende Meldungen verbreiteten." (Aka "Lügenpresse"). Guckst Du hier http://www.lvz.de/Specials/Themenspecials/Legida-und-Proteste/Pegida/44-Prozent-der-Deutschen-stimmen-Luegenpresse-Vorwurf-von-Pegida-zu
44 %? Mehr nicht? Folglich lesen die anderen 56 % keine Zeitung, zumindest keine LVZ.

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Freitag, 5. Juni 2015
Schlimmer geht immer. Oder: Die Leipziger Volkszeitung, der Flughafen und das Champions-League-Finale in Berlin.
Kaum zu glauben, meine Lokalpostille, die qualitätsjournalistisch irrelevante Leipziger Volkszeitung, hat mich wieder einmal überrascht. Ok, es war keine positive Überraschung ... aber für so eine Titelstory wie heute zahle ich doch gern die reichlich 30 Öcken im Monat ...
Mit der Schlagzeile "1:0 für Leipzig - Flughafen profitiert vom Champions-League-Finale in Berlin"* haben die Macher im Haus an der Leipziger Klagemauer mal wieder Mediengeschichte geschrieben. "1:0 für Leipzig" - das wirft die Frage auf, wer der "zu null"-Verlierer ist. Im lockerflockig hingetupften Text erfährt's die geneigte Leserschaft: die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel sind es. Wobei: Nichts mit "zu null", sondern eher dem Gegenteil, die beiden Hauptstadtflughäfen sind angesichts der zusätzlichen Flüge mit Fußballfans voll ausgelastet, sodass Leipzig nun auch ein paar Passagiere abbekommt.
Aber zurück zum Wischiwaschitext. Wer erfahren will, wie der hiesige Flughafen denn nun profitiert, darf die wiedergekäuten Sprüche des Flughafensprechers inhalieren. Die Rede ist von 90 Business-Jets, die LEJ nutzen werden, um allerlei zwielichtige Gestalten aus Russland, Amiland, Scheichland und EU-Land möglichst nahe an Berlin abzusetzen, auf dass diese per Auto zum Finale gelangen mögen. Die maulaufsperrende Leserschaft darf sich noch an den Namen der Jets gütlich tun, es folgt ein wenig dünnschissige Orakelei ("Ob George Clooney auch kommt, ist nicht gewiss") und noch dünnschissigeres Geschwätz ("Ob Leipziger Hotels von dem Andrang der Fußball-Fans profitieren, ist unklar. Sowohl im Westin, im Fürstenberg** als auch im Steigenberger lässt das Management Diskretion walten.") und das war's dann eigentlich schon.
Nagut, das wäre halt mal wieder ein typischer LVZ-Boulevard-Artikel meiner Lieblingsredakteuse Kerstin D. Wäre, isser aber nich: Autor des Werkleins ist mit Andreas Dunte ein Wirtschaftsredakteur. Und da war sie wieder, die Überraschung beim Lesen. Denn schließlich ist es überraschend, dass ein Wirtschaftsredakteur von "profitieren" spricht und seiner Leserschaft vorenthält, was denn die knapp 90 Jets in die Kasse des defizitären Flughafens bringen (Das steht übrigens hier https://www.leipzig-halle-airport.de/mediapool/lej_eo_aviation_12-03-2015_rev03_de.pdf?t=sjk1xgdfb3 ab Seite 11, sehr lesenwert). Überraschend ist es auch, dass ein ernsthafter Wirtschaftsredakteur angesichts der knapp 90 Jets und ihrer sicher deutlich weniger als 1.000 Passagiere eine Jubelarie anstimmt, ohne diese Zahl in Relation zu den zusätzlichen 25.000 ausländischen Fluggästen zu setzen, die zum Champions-League-Finale nach Berlin reisen.
1:0? Profitieren? Was für ein Schwachsinn! Wie wär's mit einer Schlagzeile in der Art "LEJ bekommt die Krümel vom Champions-League-Kuchen in Berlin"?

*online heißt es "Champions-League-Finale: Jets weichen nach Leipzig aus". Die Online-Fassung bietet außerdem ein zusätzliches Schmankerl, denn der Artikel http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/Wirtschaft/Champions-League-Finale-Jets-weichen-nach-Leipzig-aus wurde mit einem sehr schönen Foto illustriert. Als Privat-Jet musste eine SAAB 2000 von Darwin Airlines, ein Regional-Passagierflugzeug für 50 Personen, herhalten ...


** Nur leise sei angemerkt, dass dieses Hotel Fürstenhof heißt, nicht -berg.

Geht sterben, Holzmedien!

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