Freitag, 20. März 2015
Im Märzen der Bauer. Oder: Chemieangriff auf der Laufstrecke
Wenn ich in diesen (sehr angenehmen) Märztagen laufend unterwegs bin, könnte das eigentlich purer Genuss sein. Ist es meist auch, sofern sich die fleißigen Bauern in gebührendem Abstand befinden.
Lange vorbei sind die Zeiten, da der Bauer im Märzen "die Rößlein" anspannte. Heute röhrt's mehrhundertpferdestärkig über den Acker. Vorbei sind auch die Zeiten, da der Sämann (guckst Du hier https://de.wikipedia.org/wiki/Saat) körnerwerfend über den Acker schritt. Doch das alles wäre zu verkraften, gäbe es da nicht die Agrarkapitalisten mit ihren Giftspritzgeschwadern, die jetzt der sprießenden Wintersaat eine ertragssichernde chemische Keule verpassen.
Auf den Feldwegen stehen Tankwagen mit einer sicher vollkommen ungefährlichen Chemiebrühe, die per Traktor(en) auf den Feldern versprüht wird.
Laufe ich sonst eher nach Lust und Laune durch die grünende Flur, heißt es derzeit aufzupassen, wo sich das Chemiegeschwader zum Angriff rüstet und wie der Wind steht.
Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden, ab und zu in eine Wolke zu geraten. Nagut, es stinkt und manchmal fühlt es sich auch irgendwie suboptimal an. Aber stets wird mir versichert, dass "das Zeug" ja erstens ungefährlich sei ("Du bisd doch geeen Unkraud", alternativ: "Ham Se sich nich so, Sie sinn doch geen Gäfer!") und dass ich mich doch nach meinem Lauf sowieso unter die Dusche begebe und somit alles harmlos sei.
Nagut, vielleicht hänge ich mir noch ein Schild um, so in der Art "Achtung, mit Pflanzenschutzmitteln behandelt! Vor Verzehr Karenzzeit beachten!" Sicherheitshalber und nur für den Fall, dass ich Menschenfressern in die Hände gerate.

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Mittwoch, 6. Juni 2012
Nachtrag zum Nachtflugterror. Oder: Vulkanasche und Globalisierung
Vor ein paar Tagen hatte ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2069449/ unter dem Titel "Rosinenbomber und Nachtflugterror" ein wenig über den Wandel meiner Heimatstadt Leipzig zur deutschen Fluglärmdeponie nachgedacht. Meine notierten Gedanken brachten mir ein beachtliches Maß an Resonanz ein; nicht zuletzt, da Heldenstadt.de einen Link auf meine laufenden Nachtfluggedanken gesetzt hatte (Dankefein.)
Die an mich in Sachen Nachtflugterror und "Billighure Leipzig" gerichteten E-Mails bzw. Anrufe waren freundlicher Natur, ein paar Meckerer gibt's immer. Allerdings scheint mir eine Ergänzung angebracht. Eine kleine nur, aber eine notwendige: Ich bin nicht generell gegen die Fliegerei. Aber ich bin dagegen, dass so ziemlich alles und jedes "just in time" rund um die Welt gekarrt bzw. geflogen wird.
Vor allem bin ich aber dagegen, dass die Organisatoren des Nachtflugterrors ihr Tun damit begründen, dass die Weltwirtschaft nur durch Flugbetrieb rund um die Uhr am Laufen gehalten werden kann und dass jegliche Einschränkungen den Untergang der abendländischen Kultur nach sich ziehen. Oder so ähnlich.
Erinnert sich noch jemand an die Sache mit dem isländischen Vulkan? Okay, der Name dieses Dreckspuckers war marketingmäßig ein völliger Flop, kein normaler Mensch kann sich Eyjafjallajökull merken. Ich musste auch nachgucken, wie das Dingens hieß http://de.wikipedia.org/wiki/Ausbruch_des_Eyjafjallaj%C3%B6kull_2010
Erstaunlich, das ist nun auch schon wieder gut zwei Jahre her, dass am Himmel himmlische Ruhe herrschte und dass im Himmelbett himmlisch gepoppt werden konnte, ohne dabei von turboproppenden Cargolinern gestört zu werden.
Noch erstaunlicher ist, dass die deutsche Wirtschaft in den zwei Jahren seit diesem flächendeckenden Flugverbot noch immer nicht den Bach runter gegangen ist; und das, wo Nachtflüge doch angeblich von existenzieller Bedeutung sind. Oder ist das alles nur Geschwafel?

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Donnerstag, 3. September 2009
Pflaumenmusorgie. Oder: Sowas gehört durch die EU verboten
Gestern in abendlich-fröhlicher Kleinrunde in der heimischen Küche diverse Marmeladen und Pflaumenmus produziert. Was für ne Sauerei! Und: Was fürn Energieverbrauch!
Wenn die Sache mit den Glühlampen durch ist, wird die EU wohl als nächstes das private Zubereiten von Marmelade und Konfitüre sowie das heimische Köcheln und Brutzeln verbieten. Wegen des Energieverbrauches. Und weil die Lobbyisten der Industrie sicher schon nach dem nächsten Großauftrag lechzen.

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Freitag, 30. Januar 2009
Jeder vierte Passagier ist ein Ami. Oder: Hörenswertes vom Militärdrehkreuz Leipzig/Halle
Der von mir hochverehrte Deuschlandfunk sendet am 17. Februar, 19.15 Uhr, in seiner Reihe "Das Feature" einen Beitrag über den Flughafen Leipzig/Halle - genauer gesagt: Einen Beitrag darüber, wie sich dieser Passagierflughafen zu einem wichtigen Militärflughafen mauserte und welche Probleme die Chefs der Flughafen AG damit haben, dass diese Entwicklung in der Öffentlichkeit nicht ohne Kritik hingenommen wird.
Einige Infos zum Anfüttern: Leipzig/Halle köderte 2004 die Deutsche Post-Tochter DHL, hierher ihr in Brüssel wegen des Fluglärms unerwünschtes Luftdrehkreuz zu verlegen. 2006 machte die Flughafen AG einen Deal mit einem Airline-Konsortium, das fürs Pentagon fliegt. Inzwischen ist jeder vierte Passagier, der den Leipziger Provinzflughafen nutzt, ein Ami - zumeist sind die US-Soldaten zwischen USA und Afghanistan bzw. Irak unterwegs. Zurückzu allerdings mitunter als Luftfracht ...
Ein Kunstprojekt, das die militärische Nutzung thematisierte, wurde von der Flughafenleitung geblockt ... Auf der Seite des Flughafens Halle/Leipzig http://www.leipzig-halle-airport.de/de/index.html findet sich dazu nichts, dafür jedoch auf der Homepage der IG Nachtflugverbot Halle/Leipzig e.V. Guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ Menüpunkt "Download", dort auf "Kunst&Poesie" gehen.

Also: DLF, 17. Februar 2009, 19:15 Uhr.

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Montag, 12. Januar 2009
Zero Emission. Oder: Darkroom mit Energiesparlampe.
Regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer gänzlich korrekten Tagebuches wissen, dass ich mit so genannten „grünen Ideen“ auf Kriegsfuß stehe und keine Gefahr laufe, irgendwelchen Ökodeppen nach dem Maul zu reden. Dennoch rang ich mich vor einiger Zeit zum Kauf von drei Energiesparlampen durch. Durch diese „Ökobirnen“ ersetzte ich drei 40-Watt-Lampen, die bislang in meiner Bürotoilette für angenehmes Leselicht gesorgt hatten. Ich weiß, man soll aufm Örtchen nicht lesen; aber man soll viele Dinge nicht tun ...
Zurück zu den Ökobirnen: Diese haben laut Herstelleraufdruck je neun Watt Leistungsaufnahme, macht also 27 und das ist im Vergleich zu meinen bisherigen 120 eine Einsparung von 93 Watt. Irgendwann, so suggerieren mir seit geraumer Zeit all die Ökopfeifen, lohnt sich dieser Wechsel nicht nur für unser Klima, sondern auch für mich.
Allerdings werde ich skeptisch: Obwohl ich das Ökotrio wohlweislich nur bei längerem Aufenthalt in meiner Sanitärkemenate nutze und Kurzzeitbetrieb vermeide, sind nach maximal 1.500 Betriebsstunden und damit lange vor der gepriesenen Amortisation zwei der drei Mistdinger über den Jordan gegangen.
Das erhöht natürlich einerseits das Einsparpotenzial, denn nur eine kaputte Birne ist eine Zero-Emission-Lichtquelle. Leider auch eine Null-Licht-Lichtquelle, von der man zudem nicht weiß, ob sie nicht heimlich doch noch Strom zieht. Andererseits ist die überlebende Ökofunzel mit ihren neun Watt nun ziemlich genau das Gegenteil von Licht, also eher eine Art Dunkelstrahler, welcher mein Klo zum Darkroom macht. Womit ich zwar nichts gegen den Darkroom als solchen gesagt haben will, aber bitteschön doch nicht in meinem kombinierten Lese- und Entsorgungsstübchen.
Da nach dem Gesetz der Serie wohl mit dem baldigen Ableben auch des überlebenden Funzelchens zu rechnen ist, werde ich um den neuerlichen Kauf von Lichtquellen wohl nicht herumkommen. Oder ich nutze künftig meine Stirnlampe, die mir seit Jahren beim Laufen gute Dienste leistet, auch beim Aus-Laufen ...

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Donnerstag, 28. August 2008
Stacheliger Genießer oder: Es ist nicht alles tot am Straßenrand
Auf meiner nachmittäglicher Laufrunde erspähte ich kürzlich einen Igel am Straßenrand. Hatte ich zunächst vermutet, dass der Stachler dorthin von einem Auto katapultiert worden und folglich "hin" sei, zeigte sich bei näherem Hinschauen ein anderes Bild.
Der schon etwas zur Fülligkeit neigende Säuger war nicht nur am Leben, sondern wohlauf und bester Laune: Er fraß laut schmatzend gärende Pflaumen in sich hinein.
Hoffentlich hat er nachts nicht zu sehr randaliert und den nächsten Morgen unbeschadet erlebt. Aber wie sagt der Volksmund: Kleinen Kindern und Betrunkenen passiert schon nichts.

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Donnerstag, 17. Juli 2008
Wollt Ihr den totalen Nachtflug? Oder: Burkhard lobt die leisen Flieger
Wenn man eine Unwahrheit oft genug wiederholt, wird sie geglaubt. Zumindest vom größten Teil des tumben Wählervolkes, und darauf kommt es ja an. Ich verzichte heute mal darauf, den wohl bekanntesten Vertreter dieser Weisheit zu benennen. Die regelmäßigen Leser meines kleinen Tagebuches wissen, wen ich meine. Für die anderen gilt: Guckst Du hier und schaust Du nach ... http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1165848/ und http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1171224/
Kommen wir nun zum Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (guckst Du hier: http://www.burkhard-jung.de ). Inhaber der Domain ist laut www.denic.de der SPD-Landesverband Sachsen, was in Ordnung geht, denn Burkhard Jung ist ja eines der prominenten Mitglieder der Schrumpfpartei. Ein wenig verblüffend ist, dass man beim Aufruf der Domain www.burkhard-jung.de flugs weitergeleitet wird. Man landet hier: http://www.leipzig.de/de/buerger/politik/obm/ Das ist nun eine Seite der Stadt Leipzig. Lustig finde ich, dass die SPD einem ihrer Frontleute keine richtige Homepage gönnt, sondern auf den Internetauftritt seines Arbeitgebers verweist. Aber ich arbeite ja nicht für den sächsischen Landesrechnungshof. Noch lustiger ist, dass von der denic als administrativer Ansprechpartner Uwe Albrecht benannt wird. Dieser ist seines Zeichens Wirtschaftsbürgermeister der Stadt Leipzig und Hoffnungsträger der etwas größeren Volkspartei CDU. Aber vielleicht muss nur ich über solche Dinge grinsen.

Zurück zu Burkhard Jung und der Unwahrheit. Beim gestrigen Baubeginn für ein Logistikzentrum der kanadischen Firma Future Electronics (guckst Du hier: http://www.futureelectronics.com ) schwadronierte Jung über die Bedeutung des totalen Nachtflugs für die Region Leipzig, drohte mit dem Verlust von noch nicht existierenden Arbeitsplätzen und verstieg sich zu der Behauptung, dass der Flughafen mit einem 24-Stunden-Frachtflugbetrieb elementare Voraussetzung für die Entwicklung unserer Region sei. Sein Fazit: Ohne Flughafen kein DHL, kein Amazon, keine neuen Jobs bei Future Electronics.
Letzteres mag stimmen. Ersteres nicht. Es gibt in Deutschland eine Menge Regionen, die auch ohne totale Nachtflugerlaubnis eine sehr gute wirtschaftliche Entwicklung genommen haben. Das hat etwas mit dem Erkennen der eigenen Stärken und des vorhandenen Potenzials zu tun und mit den richtigen Weichenstellungen. Daran haperte es in Leipzig in den 90-er-Jahren. Verlagswesen? Medienstadt? Maschinenbau? Wissenschaftsstandort? Hier agierten die Verantwortlichen – sehr wohlwollend formuliert – bestenfalls halbherzig und relativ visionsfrei. Als der Kuchen verteilt wurde, hat man in Leipzig tief und fest geschlafen und an der Rathaustür ein Schild angebracht, auf dem zu lesen war: „Zutritt nur für den weißen Ritter“. Der blieb aus, also musste sich die verschmähte Braut Leipzig nun mit dem etwas schmuddeligen Knappen Logisticus zufrieden geben. Oder zumindest so tun.
Das sogenannte „Rundum-sorglos-Paket“, das Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht nach eigener Aussage in seinem Dezernat für Investoren schnürt, kann heute nicht mehr viel retten. Das hätte in den 90ern gepackt werden müssen. In verschiedenen Größen übrigens, denn nicht nur große Konzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und geben einer Region Perspektiven.
Der nun laufende Ausverkauf an die Logistikbranche ist von den denkbaren Möglichkeiten die zweitschlechteste. Die wohl schlechteste Option wäre die Wiederaufnahme des Betriebs von Braunkohlentagebauen und Karbochemie gewesen, die der Region ebenfalls eine Perspektive gegeben hätte. Dass die nun gewählte Variante nicht viel besser ist, zeigen die aufkommenden Proteste betroffenen Bewohner der Region.

Doch zurück zu Burkhard Jung und seinem kreativen Umgang mit den Tatsachen. Wie meine Lokalpostille LVZ heute berichtet, erklärte der OBM nach dem symbolischen Spatenstich den Umstehenden Festgästen bei jedem über seinen Köpfen einschwebenden Flugzeug, „wie leise diese Maschinen seien.“ Das kann sogar stimmen, denn die üblichen Schuldigen feierten den ersten Spatenstich auf dem zehn Hektar großen Future-Eletronics-Acker bei Tag. Da sind Geräusche längst nicht so störend wie in der Nacht, und außerdem zielen die Proteste gegen die turbopropenden Donnerbüchsen von DHL & Co. dem Nachtflug. Sollte PR-Mann Jung sich von dem nächtlichen Geräuschpegel überzeugen wollen, stellen betroffene Leipziger ihm sicher gern ihre Schlafzimmer für einen Testaufenthalt zur Verfügung. Ungewollte Intimitäten zu dritt muss OBM Jung nicht befürchten, denn viele Betroffene haben ihre Schlafstatt längst in den Keller verlegt.
Mit einer Anmerkung möchte ich die Geduld meiner Leserschaft noch strapazieren: Future Electronics hat für sein Bauvorhaben ein zehn Hektar großes Gelände von der Stadt Leipzig erworben. Diese Fläche ist voll erschlossen und befindet sich neben dem hiesigen BMW-Werk, wurde bei der Erschließung also wie das BWM-Areal aufgefüllt und nivelliert. Anders formuliert: Da steckt richtig Kohle drin. Für 3,8 Mio. Euro wurden die 100.000 Quadratmeter Gewerbefläche (DHL würde wieder von „Brachland“ phantasieren) verkauft. Macht einen Quadratmeter-Preis von 38 Euro. Die von bestellten Leserbriefschreibern und empörten Vertretern des gesunden Volksempfindens so arg gescholtenen Bewohner des DHL-Lärmtestlabors, denen man öffentlich unterstellt, billiges Land erworben zu haben und nun zu meckern, zahlten für ihre Baugrundstücke zumeist den doppelten Satz – unerschlossen. Und für ihre Investition in Wohnraum im Grünen erhielten sie vom Freistaat Sachsen auch keinen Zuschuss von 40 oder 60 Prozent ...

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Mittwoch, 16. Juli 2008
DHL, Aero Logic, Futre Elctronic oder: Wo Dreck liegt, kommt Dreck dazu
„Eine gelungene Arbeit zieht sogleich die nächste nach sich“ – so heißt es bei Heinrich Mann. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Da, wo Dreck liegt, kommt meist schnell noch welcher hinzu. Dort, wo es laut zugeht, wird es nicht leiser, sondern lauter.
Die löbliche Ausnahme von letztgenannter Erfahrung gibt es in Brüssel, seit man dort DHL aus dem Tempel gejagt und die Nacht wieder zur Nacht gemacht hat. Zumindest in puncto Flugverkehr.
In der Region Leipzig wird hingegen demonstriert, wie Dreck zu Dreck und Lärm zu Lärm kommt: Der Flughafen Leipzig/Halle lockte DHL mit uneingeschränktem Nachtflug für die nächsten 30 Jahre aus Belgien nach Sachsen, trotz einiger juristischer Querschüsse und einer vielleicht etwas einschränkenden Entscheidung der Bundesrichter in der kommenden Woche werden die Menschen in der Region nun drei Jahrzehnte mit nächtlichem Luftverkehr leben müssen.
Wer nun glaubt, dass die Belastungen „mit der Zeit“ zurückgehen oder zumindest auf jetzigem Niveau bleiben werden, verkennt die Realität. Die DHL Hub Leipzig GmbH hat ihre geplante Größe noch nicht erreicht, der Ausbau geht bis 2012 weiter. Zusammen mit Lufthansa Cargo (die haben auch solche Rumpelfliegdinger) haben die gelben Turboproper im September 2007 die bis dato unter dem Namen Newco firmierende wilde Ehe (Neudeutsch: Joint Venture) legalisiert und die Frachtfluggesellschaft AeroLogic gegründet, die natürlich auch vom Flughafen Halle/Leipzig aus in die Luft geht.
Geplant ist, die Maschinen, die werktags für DHL fliegen, am Wochenende bei Aero Logic einzusetzen. Clever, damit können die teuren Vögel besser ausgelastet werden. Zudem vermeidet man, dass die lärmgeplagten Westsachsen am Wochenende ruhigere Zeiten erleben und womöglich auf die Idee kommen, irgendwann auch „unter der Woche“ durchschlafen zu wollen. Zu Aero Logic guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/AeroLogic
Und weil dort, wo Dreck Dreck und Lärm Lärm nach sich zieht, entwickelt sich der Logistikstandort Leipzig weiter. Stolz verkündet das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit heute in einer Pressemitteilung, dass das kanadische Unternehmen Future Electronic, ein Großhändler für Elektronik-Komponenten, in Leipzig bis 2010 sein europäisches Logistikzentrum bauen wird. Von Leipzig aus sollen künftig 4.200 Pakete mit allerlei Elektronikkrimskrams nach Europa und dem Nahen Osten verschickt werden. Sicher nicht per Bahn, sondern – Trommelwirbel – per Flugzeug. Natürlich brandeilig und folglich auch per Nachtflug. Nagut, den einen oder anderen Karton kann man ja den Ami-Fliegern mitgeben, die mit frischen GIs ohnehin dorthin unterwegs sind. War nicht ernst gemeint, scheint mir aber durchaus ein vernünftiger Gedanke zu sein.
DHL macht es schließlich auch irgendwie so. Zu jedem Eilbrief kommen noch ein paar Tonnen normaler Fracht, weil man ja den Transportraum ausnutzen und die Umwelt schonen will. Gutmenschen halt.

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Dienstag, 8. Juli 2008
Joseph Goebbels in Leipzig. Oder: DHL, die DDR und andere Diktaturen
Erst kürzlich habe ich mich in meinem kleinen, politisch nicht immer ganz korrekten Tagebuch ein wenig über die „sehr professionelle und zielführende PR-Arbeit“ der Deutschen Post in Sachen DHL ausgelassen. Oder, um es nicht auf Neusprech, sondern auf gut Deutsch zu formulieren: Die Hunde lügen, dass sich die Balken biegen. Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1165848/
Dabei habe ich auch den Vergleich mit PR-Mann Joseph Goebbels strapaziert, dessen Umgang mit der Wahrheit, sofern es dem geheiligten Zweck diente, recht kreativ wahr. Oder – auch hier wieder die deutsche Übersetz: Der Bock hat gelogen, dass sich die Balken biegen. Uuups. Da wären wir schon wieder bei dem in Deutschland so verpönten Vergleich.
Weil ich nun aber einmal so böse, böse, böse war, die gelben Gutmenschen und all ihre propagandistischen Fußtruppen mit dem einst ob seiner Geilheit berüchtigten Hinkefuß in einen Topf zu werden, lege ich ein wenig nach. Der Ruf ist ja eh ruiniert.
Also denn: Auf seine Lügengeschichten angesprochen, erwiderte Goebbels (nachzulesen in seinem Tagebuch): „Wenn man den Leuten 5 mal etwas sagt, nach dem 5. Mal glauben sie es auch.“
Wechseln wir nun die Farbe: DHL beherzigt den Rat des Altmeisters der zielführende PR und legt in Sachen Flughafen Leipzig/Halle nach. Nachdem der Zielgruppe der meinungsmachenden Journaille mit einer so genannten Verlagsbeilage eine propagandistische Breitseite in Sachen Luftfrachtdrehkreuz verpasst worden ist und sogar ein Gutmenschenverein der Freunde des Flughafens (oder so ähnlich, guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1153490/ und hier: http://pro-flughafen-lej.de/ ) das Licht der Welt erblickt hat (arme Welt!), schob DHL nun in seinem Geschäftskundenmagazin POSTplus+ kräftig nach.
Dort wurde all der verlogene Sermon von den guten, gelben Investitionen noch einmal kräftig aufgekocht. Dort darf die geneigte Leserschaft sich über die vielen Hektar Brachland, auf denen nun DHL-gelbe Blüten blühen, informieren – obwohl’s gar kein Brachland war. Und noch einmal wird die Mär vom umweltfreundlichen, beinahe fast irgendwie unheimlich vielleicht so gar bald geräusch- und kohlendioxidfreien Flugbetrieb aufgewärmt. Und natürlich darf auch Schmunzelhase Burkhard Jung, im Hauptberuf Oberbürgermeister des geräuschfreien Luftkurortes Leipzig, noch einmal aus der gelben Sturmpostille grinsen.
Für alle, die’s noch nicht gemerkt haben: „Wenn man den Leuten 5 mal etwas sagt, nach dem 5. Mal glauben sie es auch.“ Hat der Goebbels gesagt. Ich bin empört, stimme ihm in diesem Punkte aber aus Erfahrung zu.
Ein Tipp für die gelben Propagandisten“: Joseph Goebbels war auch ein Virtuose der Zensur. Aber das könnt Ihr selbst ja ebenso gut ... Zum Beispiel beim Kunstprojekt „AusFlugHafenSicht“.
Wer’s noch nicht weiß: Der Flughafen Leipzig/Halle und das Thalia Theater Halle/S. taten sich für dieses Projekt zusammen. 18 Kunstobjekte sollten den Flughafen in all seinen Facetten zeigen und die Betrachter zum Nachdenken anregen. Das dürfen nun aber nur 16: Nummer 17 fiel der Zensur zum Opfer, Nummer 18 – eine Künstlerzeitung, in der man auch über Nummer 17 etwas erfahren sollte – durfte nicht verteilt werden. Guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ Leider gibt es keinen direkten Link, bitte einfach Menüpunkt „Download“, dort „Kunst & Poesie“.
Nummer 18 war übrigens keine Nachtfluglärmkarte, sondern ein Scherenschnitt, auf dem bei genauem Hinschauen auch die Silhouetten von Soldaten, die unter Waffen ein Flugzeug besteigen, erkennbar sind.
Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, fiel der Scherenschnitt der Schere der Zensur zum Opfer. Und plötzlich fällt mir statt der Farbe „Gelb“ wie DHL die Farbe „Rot“ ein: Auch in der DDR wurde systematisch totgeschwiegen ... Saurer Regen? Hammwer nich. Tschernobyl? Hammwer nich. Asbest? Hammwer nich. Nachtfluglärm? Hammwer nich. Kerosinnebel? Hammwernich. Militärtransporte? Hammwer nich? Ehrliche Politiker? Hammwer nich …
Ganz gleich, ob Ideologie oder Kapital – Diktaturen ähneln einander.

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Mittwoch, 28. Mai 2008
Tiefensee und die EU-weite Steuer. Oder: Endlich mal eine gute Nachricht
Na, das ist doch mal eine gute Nachricht: Bundes-was-auch-immer-Minister Wolfgang Tiefensee will eine europaweite vereinheitlichte Kfz.-Steuer. Das vermeldet meine Lokalpostille auf dem Titel ihrer heutigen Ausgabe. Die Harmonisierung der Kfz.-Steuer auf Grundlage des Kohlendioxidausstoßes „macht Sinn, damit jeder EU-Bürger den gleichen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“
Wenn man über diesen Satz, insbesondere über den „Beitrag zu Klimaschutz“, ein wenig gründlicher Nachdenkt, stellt man schnell fest, was für ein feines Stücklein Demagogie das doch ist. Aber das sei dem Minister gegönnt. Soll ja auch leben.
Was mir an dieser Nachricht gefällt, ist allerdings die europaweite Vereinheitlichung. Das macht Mut, denn damit wird es sehr wahrscheinlich, das ich diese Steuer nicht mehr erlebe. Schließlich gab es schon viele typisch deutsche Ideen, die im geeinten Europa schlicht und einfach auf kleiner Flamme zerkocht wurden.
Die nationalen Befindlichkeiten werden dafür sorgen, dass Tiefensees geistige Blähung den Weg vieler anderer Ideen nimmt: Zisch und weg. Zum Glück.

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