Mittwoch, 20. August 2014
Sächsische Wahlgedanken. Oder: Stanislaw Tillich und der Polizeistaat
Eines vorweg: Ich finde Stanislaw Tillich gut. Ich halte ihn für die beste Wahl, wenn es um das Amt des sächsischen Ministerpräsidenten geht, das ja nach der Wahl zum Sächsischen Landtag am 31. August 2014 neu- bzw. wiederbesetzt werden muss. Wobei ich das nicht ironisch meine, obgleich sich dieser Gedanke angesichts der Schießbudenfiguren aufdrängt, die von den anderen Parteien als Spitzenkandidaten ins Rennen geschubst wurden. Was Martin Dulig in der Politik sucht, wird sich mir wohl nie erschließen. Sein im mdr gesendeter Wahlwerbespot legt eine Verwendung im Privatfernsehen nahe, die haben da sehr nette Comedy-Formate; und "Hallo erstmal, ich weiß ja nicht, ob sie's schon wissen, ich bin der Martin Dulig ... kann er ja schon ganz gut für seine Verhältnisse.
Doch zurück zu Stanislaw Tillich. Er ist kein Charismatiker, hat sich seit seinen wirklich sehr finsteren Zeiten als sächsischen Europaminister aber gut entwickelt und geht bei den monarchistisch eingestellten Sachsen als Landesvater durch.
Wobei: Was hat unser Obersorben eigentlich geraucht, ehe er ins Wahlduell der drei sächsischen Holzmedien gegangen ist? (Ein Einschub für Nichtsachsen: Leipziger Volkszeitung, Freie Presse und Sächsische Zeitung haben MP und Oppositionsführer zur Debatte gebeten. Dass Stanislaw Tillich dabei nicht gegen Martin Dulig, sondern gegen Rico Gebhardt antrat, liegt daran, dass die SPD in Sachsen eine Splitterpartei ist und dass die Opposition im wesentlichen durch die Linke verkörpert wird.) In diesem Kuschelduell wurde Tillich auf die Sicherheit der Bürger und mangelnde Polizeipräsenz angesprochen. Zugleich wurde die Forderung nach "mehr Polizei" laut.
Darauf erwiderte er: „Den Polizeistaat hatten wir mal, ich wünsche ihn mir nicht mehr zurück."
Ich grübele noch, was Stanislaw Tillich zu diesem vernunftfreien Satz bewogen haben mag. Drogen? Aber die lehnt er ja kategorisch ab. Populismus? Aber für den sind in Sachsen doch Linke und NPD zuständig. Dummheit? Dafür haben wir die Radieschen von der SPD.
Da bleibt wohl nur ein gewisses Maß an Weltfremdheit bzw. spitzenpolitischer Entrücktheit, das man wohl erlangt, wenn man von Staatsschutz und Bodygards gepampert wird und bei der eigenen Sicherheit nicht vom halbtags besetzten Polizeiposten im übernächsten Kaff und dem gelegentlich durch die Hauptstraße eilenden Streifenhörnchen abhängig ist.

PS.: Gestern hatte ich ein lustiges Gespräch, in dessen Verlauf mein Gegenüber sich für eine "große Koalition" in Sachsen aussprach (und damit eine Liason der CDU mit der SPD meinte). Nochmal zum Mitschreiben: Eine große Koalition wäre in Sachsen ein Melange aus Schwarz und Linksparteirot. Aber auch die Variante CDU-SPD fänd' ich zum Spucken. Wenn schon eine Kleinpartei ins Boot muss, dann bin ich für die Grünen. Aber leider sagen die Prognosen ja etwas anderes aus. Man soll die Hoffnung allerdings nicht aufgeben ...

Noch ein PS.: Um nicht missverstanden zu werden ... ich habe nichts gegen Martin Dulig. Ich bin sehr traditionsbewusst und finde, dass er sehr gut in die Traditionslinie der sächsischen SPD-Spitzenkandidaten passt, die dereinst von Karl-Heinz Kunckel begründet wurde. Worin diese Tradition besteht? Seit 1990 sind die Spitzenkandidaten der SPD im weißgrünen Freistaat stets mit mächtigem Tamtam und viel Gerassel angetreten, um am Wahlabend beim Wundenlecken allen die Zunge zu zeigen.

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Dienstag, 19. August 2014
Fremdwörter sind Glücksache. Oder. Gedanken zur Wahl
Das Wort Transparenz hat seinen Ursprung im lateinischen "transparens", also durchscheinend. Herkunft und Bedeutung dieser Vokabel scheinen aber nicht allgemein bekannt zu sein. Nun mögen sich die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was mich zu dieser Feststellung bewogen hat.
Ganz einfach: Am 31. August 2014 wird nicht nur der neue sächsische Landtag gewählt, sondern (wegen einiger überaus putziger Querelen mit der Rechtsaufsicht des Landkreises Leipzig) auch der Gemeinderat meines Orters Borsdorf.
Zu letzterer Wahl tritt nun auch ein sehr seltsames Wählergrüppchen an, das für sich u.a. mit Transparenz wirbt. Ich vermute ja stark, dass da jemand beim "Fremdwörterwürfeln" einen miesen Würfel hatte und statt Transparenz einfach "Farblosigkeit" meinte. Farblos sind die Typen allemal ...

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Mittwoch, 13. August 2014
Versuch einer Lebensverlängerung. Oder: Noch nicht reif für die Tonne.
Irgendwann in den 90ern, also in jener grauen Vorzeit, als es noch koffergroße C-Netz-Telefone gab, kaufte ich mir einen Kopfhörer. Natürlich hatte ich zuvor schon welche besessen, das waren allerdings hochempfindliche Funkkopfhörer, mit denen man erstens die Ätherflöhe husten hörte, zweitens wie ein Außerirdischer aussah und die drittens nicht wirklich zum Musikhören taugten.
Meine richtigen Musikkopfhörer erwarb ich in einem Fachgeschäft, das an einer Rasterwand mehr als zwei Dutzend Modelle zum Probetragen und -hören bereitstellte. Nach eingehendem Hören und Probieren, wobei ich bewusst aufs Lesen von Beschreibungen und Preisschildern verzichtete, fand ich "meinen" Kopfhörer, ein nicht unauffälliges Produkt von Sony mit dem Namen MDR CD350.
Letzterer hat mich jahrelang nicht interessiert, denn die Kopfhörer taten das, wozu ich sie zu einem recht sündhaft hohen Preis gekauft hatte: Sie gaben mir Musik in ganz ordentlicher Qualität auf die Ohren und erschlossen mir völlig neue Klangwelten, die bei Wiedergabe über Lautsprecher wohl einen Blauhelmeinsatz ausgelöst hätten.
Doch irgendwann landeten die schwarzen Ohrwärmer in einer Schublade. Ich hörte zwar noch immer Musik, doch an der Muße fürs Abtauchen ins Klanguniversum des geschlossenen Systems fehlte es mir.
Vor ein paar Wochen fielen mir die Kopfhörer wieder in die Hände. Der Klang war noch immer toll, allerdings hatten runde 20 Jahre den Schaumstoff der Ohrpolster bröselig werden lassen.
Das wäre noch zu ertragen gewesen, hätte der bröselnde Ohrpolsterbezug nicht die perfide Eigenart, sich abzulösen und an Ohren und Hals kleben zu bleiben. Halswäsche hilft zwar, ist aber erstens nervig und zweitens nicht praktikabel, wenn der Postbote klingelt.
Also widmete ich meinen Kopfhörern ein wenig Aufmerksamkeit, las (wohl zum ersten Mal) die Typenbezeichnung und machte mich auf die Suche.
Fazit: Ab in die Tonne ... Sony hat kein wirkliches Interesse daran, Uralttechnik am Leben zu erhalten.
Allerdings war mein Ehrgeiz geweckt, ich suchte und landete in einem Hifi-Forum, wo meine ollen Schallwandler offensichtlich noch immer eine treue, ob drohenden Totalausfalls aber wehmütige Fangemeinde besitzen, die besagte Vorzeit-Sonys jedem neuen Produkt vorzieht.
Was lernte ich? Die Bröselei hat System. Es gibt keine originalen Ersatzteile. Und als es diese vor ein paar Jahren noch hab, waren sie so sündhaft teuer, dass der Kauf neuer Polster schon eine gewisse obsessive Störung voraussetzte.
Aber: Es gibt einen Hersteller am anderen Ende der Welt, der kompatible Polster produziert, übers Meer schippert und mir zur Verfügung stellt. Die audiophilen Schreiberlinge im HiFi-Forum zeigten sich ob der Erfahrungen mit diesen Fernostpolstern positiv gestimmt.
Nun mache ich die Probe aufs Exempel und bin guter Hoffnung, dass neben meinem modernen Headset bald wieder die guten, alten Kopfhörer aus jener Zeit hängen, da Angela Merkel Bundesministerin für Familie und Jugend war.

Update: Am Sonnabend sind die neuen Polster eingetroffen. Der Kostenpunkt entspricht weniger als drei Hefeweizen beim Lieblingsgriechen. Und nun? Das Krümeln hat ein Ende, die Kopfhörer kommen nun wieder regelmäßig zum Einsatz.

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Montag, 11. August 2014
Lügner am Laternenpfahl. Oder: Wahl in Sicht.
Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd. Dieser sehr nette Ausspruch wird Otto von Bismarck zugeschrieben. Allen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei verraten, dass ich nicht auf der Jagd war. Allerdings muss ich an den Bismarckschen Satz in jüngerer Zeit immer wieder denken. Wir befinden uns zwar noch nicht im Krieg mit Russland, aber gelogen wird in Moskau und Kiew, dass sich die Balken biegen.
Doch viel mehr nerven mich die aktuellen Lügen der sächsischen Möchtegern-Mitglieder-des-Landtages. Die (d.h. deren Konterfeis und Parolen) hängen nämlich derzeit an allen möglichen Laternenpfählen und anderen erhöhten Orten und versprechen dem tumben Wahlvolk des Blaue vom Himmel, um am 31. August gewählt zu werden.
Eine Ausnahme macht in gewisser Weise die FDP. Deren Plakate versprechen nichts, sondern überraschen mit dem Geistesblitz, dass Sachsen nicht Berlin ist. Soll heißen: Hier würden wir gern weiter Schwarzgelb spielen. Außerdem versuchen sich die Liberalen in kryptischen Prophezeiungen und verkünden per Plakat "Ihr Auto würde FDP wählen". Das verstehe ich nicht, betrachte es aber als gutes Argument gegen das Wahlrecht für Autos.
Linke, NPD und AfD sind sich treu geblieben, blasen Schlagworte in die Luft und halten sich fern von Details oder gar Lösungen. So kommt es dann zu Parolen wie "Weg mit Crystaldreck" oder "Friede-Freude-Eierkuchen" (Letzteres hat niemand plakatiert, würde aber treflich zur Linken passen.).
Das Schönste an den SPD-Plakaten ist die Gestaltung. Ist auch logisch, denn mit Inhalt haben es die Radieschen ja nicht so. Also werden die Köpfinnen und Köpfe so ausgeleuchtet, dass das Gesicht an den Seiten etwas "nachdunkelt". Das ist schlau, denn so wirken auch ausgewachsene sozialdemokratische Wohlstandsbäckchen ein wenig kerniger. Aus Siechmar wird Siechfried.
Bei der CDU hat sich jemand einen lustigen Claim einfallen lassen. "Mit Mut, mit Weitsicht, miteinander" fabuliert es von den Plakaten. Vielleicht bin ich hier nicht objektiv; da ich aber einige der Laternenpfahlkopfträger kenne, tue ich mich schwer, ihnen Mut und/oder Weitsicht zuzugestehen.
So richtig putzig wird es, wenn Kandidaten für sich als tolle Typen werben. Mein absoluter Favorit ist ein in Leipzig zu bestaunender Jungchristdemokrat, der durchs Brillenglas linst und für sich "Durchblick" reklamiert. Und als ob das nicht peinlich genug wäre, erhielt das Plakat noch ein rotes Bapperl mit der Drohung "100% Einsatz".
Ein Diplomlehrer für Marxismus-Leninismus präsentiert sich als stoppeliger und dynamischer Hufeisenverbieger (ok, Selbstironie ist ganz nett). Und weil der Mann wohl mal gehört hat, dass Größe entscheidend ist, hat er sich zur doppelten Größe seiner Mitbewerber aufblasen lassen. Also nicht sich, sondern sein Plakat.

PS.: Allen Kandidaten bzw. deren Beratern die Lektüre Georg Büchners empfohlen, der Mercier in Dantes Tod sagen ließ: "Geht einmal euren Phrasen nach bis zu dem Punkt, wo sie verkörpert werden." Wer diesen Rat beherzigt, kann so manche Peinlichkeit vermeiden.

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Freitag, 8. August 2014
Werbung - ja bitte. Oder: Die IHK ist andersrum
Da ich meine Brötchen schon seit einigen Jahren nicht nur mit journalistischer Arbeit, sondern auch einigen "angrenzenden Tätigkeiten" verdiene, habe ich 2012 oder so die rechtlichen Konsequenzen gezogen und ein Gewerbe angemeldet, damit mir nicht irgendwann jemand ans Bein pinkelt.
Soweit so gut bzw. schlecht. Denn in Deutschland hat der Gewerbeschein die unangenehme Nebenwirkung der Zwangsmitgliedschaft in der IHK. "Meine" heißt IHK Leipzig und der Sinn ihres Bestehens hat sich mit bis heute nicht erschlossen. Apropos bis heute: Auf meine Presseanfrage nach der prozentualen Beteiligung der Mitglieder an der "Wahl zur Vollversammlung" (was ein Widerspruch in sich ist), wurde bis heute nicht beantwortet. Guckst Du nur http://www.leipzig.ihk.de/inhalt/geschaeftsfeld/ueber-uns/IHK-Wahl-2012.aspx
Doch zurück zum Thema. Als Zwangsmitglied erhalte ich regelmäßig das Magazin für die Mitglieder der IHK, das ich brav durchblättere und für mich in die Kategorie "Üble Propaganda" einordne.
Immerhin kann die Leipziger IHK-Postille für sich ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen: "Wirtschaft", so der Name des Blattes, ist das einzige mir bekannte Trägermedium, bei dem die Beilagen lesenswerter als das Drumherum sind. Um nicht missverstanden zu werden: Der "Wirtschaft" lagen gestern weder Geo noch Zeit bei, sondern ein Werbeblatt von terra-Computer.

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Montag, 4. August 2014
Endlich Urlaub reloaded. Oder: Die Besatzung des Affenfelsens nervt jetzt anderenorts.
Hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2108768/ schrieb ich vor einiger Zeit, wie schön es doch ist, wenn gewisse nervige Nachbarn ihren Jahresurlaub antreten und ich mich erholen kann, weil all das Gebrülle, Gefeiere, Geseiere usw. für zwei Wochen der Stille weicht. Diese Nachbarn sind übrigens auch der Grund dafür, dass ich keine Jahreskarte für den Leipziger Zoo mehr besitze. Den Affenfelsen habe ich gleich nebenan zum Nulltarif
Doch heute haben sich dessen Bewohner endlich wieder auf den Weg gemacht. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen sie schon im Abflugbereich von LEJ und werden bald gen HER düsen. Natürlich bedaure ich all die Leute, die diese Mischpoke nun ertragen müssen, aber dafür habe ich meine Ruhe. Umso mehr, da die nicht ganz so nahen Nachbarn in der Gegenrichtung mir auch ein paar Tage Erholung gönnen.
Zur Sicherheit erneuere ich meinen hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2108768/ bereits geäußerten Wunsch: Vielleicht bricht ja wieder ein Vulkan aus, dessen Asche den Flugverkehr lahmlegt ...

PS.: Heute berichtet die "Welt" hier http://www.welt.de/vermischtes/article131398677/Islaendische-Behoerden-warnen-vor-Vulkanausbruch.html über die Warnung isländischer Behörden vor einem neuen Vulkanausbruch. Schei... , hätte der Dreckspucker nicht eher loslegen können? Seit vorgestern ist der Affenfelsen in meiner Nachbarschaft wieder besetzt. So ein klein wenig Vulkanasche in der oberen Atmosphäre hätte meine Ruhe gern ein paar Wochen verlängern dürfen ...

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Die LVZ im Death Valley. Oder: Die Talsohle ist noch nicht erreicht.
Meine Lokalpostille, laut eigenem Irrglauben irgendwie dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, zeigt mit schöner Regelmäßigkeit, wie man ein Holzmedium ganz unabhängig von der gern zitierten Medienkrise kaputtspielen kann.
Das funktioniert sehr schön durch den Verzicht auf die eigene Kernkompetenz. Diese sollte, soweit stimmen mir die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sicher zu, bei einem lokalen Wurstblatt (aka "Regionalzeitung") im Lokalen liegen.
Nun liegt es mir ja fern, gegen Zugereiste zu stänkern. Aber wer Lokalberichte verzapft (@Guido: Damit meine ich keine Berichte aus Lokalen, sondern solche fürs Lokale), sollte in der Lage sein, z.B. das Rathaus "seiner" oder "ihrer" Stadt ohne Navi zu finden und zumindest ein solides Halbwissen übers lokale Umfeld vortäuschen können.
Daran musste ich denken, als ich heute einen Online-Bericht der Leipziger Volkszeitung LVZ las, der dem Durchzug eines Gewitters gewidmet war. Guckst Du http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/wieder-schwere-gewitter-ueber-leipzig-moeglich-blitzeinschlag-im-lindenthal/r-citynews-a-249328.html
Laut Kürzel waren am Zustandekommen dieser epochalen Blitz-und-Donner-Schmonzette drei Mittäter beteiligt, darunter an letzter Stelle die alte Tante dpa. An Kürzelposition 2 taucht "jca" auf, womöglich bestand die unter dieser Buchstabenkombination erbrachte Schöpfungshöhe ja im Einkopieren der dpa-Meldung.
Auf Platz 1 der Autorenkürzel durfte sich "maf" sonnen, regelmäßigen LeserInnen (Gibt es die freiwillig und bei wachem Verstand?) auch als "Magdalena" bekannt.
Besagte "maf" hatte offensichtlich den Bericht über einen Blitzeinschlag im Leipziger Ortsteil Lindenthal verzapft; kurz gesagt: in Lindenthal.
Da das begrenzt ortskundige Schreiberlein von besagtem Örtchen wohl noch nichts gehört hatte, hielt es Lindenthal für ein Tal, also ein Geschwisterchen des Death Valley, und verlegte den Blitztreffer von Lindenthal ins Lindenthal, weshalb in korrekter Grammatik "Blitzeinschlag im Lindenthal" in der Online-Ausgabe geschrieben ward.
Die aufmerksamen und ortskundigen Leser amüsierte das ungemein. "Na endlich Magdalena finden Sie wieder zu alter Form zurück!", schrieb Karl Gustav der Autorin freundlich ins Stammbuch. D.Zocker ergänzte: "Aha, im Lindenthal... Liegt das in Hannover?"*
Lokale Kompetenz hat nunmal ihren Preis.

*PS.: Sowohl den Artikel als auch die Kommentare habe ich per screenshot gesichert. Mal sehen, wie lange Fehler und Erwiderung noch so zu sehen sind. Wenn alles behoben ist, bildschirmschieße ich nochmal und stelle vorher/nachher zusammen.

Nachtrag: Inzwischen ist der Artikel bereinigt und aktualisiert. Kenner der Region haben den Lapsus beseitigt, allerdings waren wohl zwischendurch auch Verschlimmbesserer am Werke, die aus "im Lindenthal" mal eben "in Lintenthal" machten. Wie gesagt: Bis zur Dhalsole ist es noch ein Stück ...

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Donnerstag, 31. Juli 2014
Bierbechererlebnisse. Oder: Die Leipziger "City" verkommt.
Gestern durfte ich vor einem recht exklusiven Zirkel einen meiner berüchtigten Vorträge übers Laufen halten. Es war sehr angenehm, für mich gab's Applaus, Speis' und Trank und freundliche Worte und so und das Publikum war überaus beeindruckt und außerdem sehr nachfragefreudig.
Den Weg vom Parkhaus zum Veranstaltungsort in der Leipziger Innenstadt (Ich stehe mit dem Wort "City" auf Kriegsfuß, wer Leipzig kennt, kann das sicher nachvollziehen) legte ich per pedes zurück (für Sachsen: bin'sch geladschd). Und weil ich 20 Minuten vor der Zeit war, drehte ich noch eine kleine Runde; als Landei darf man ja nicht alle Tage in die Stadt.
Dreierlei fiel mir auf. Dass das alteingesessene Fotogeschäft Rechtnitz aus seinem Laden in Toplage weichen musste, war mir zwar bekannt. Dass nun aber ein Filialist dort TK-Teiglinge aufbrezelt, hat mich erschauern lassen. Backen geht anders.
Zweitens staunte ich über die zahlreichen leicht fremdländisch wirkenden Jungmänner, die im Park am Hauptbahnhof herumsaßen, an ihren Smartphones spielten und die Mimik der Ankommenden genau im Blick behielten. Aber da mir der Sinn nicht nach einem Tütchen verbleiten Grases stand, kamen wir nicht ins Gespräch. Aber gut zu wissen, dass die alten Plätze immer noch bedient werden. Ich widerstand der Versuchung, den Schreibtischbewachern der Polizeiwache Zentrum einen Tipp zu geben, was nur eine Zigarettenlänge entfernt läuft. Die woll'n doch auch nur spielen und sind froh, wenn sie keiner beißt.
Und da waren drittens die Kleingruppen junger Menschen, die Vorübergehende, am Boden nistend, um Spenden für ihren Lebensunterhalt angingen. Die erste Betteltruppe machte sich immerhin noch die Mühe, mich anzusprechen. Als ich auf "Meister, haste mal ..." Ablehnung signalisierte, wünschten mir die Bierbecheraufsteller sogar noch einen "Schönen Abend". Soviel Aufwand trieben die anderen fünf Jungbettleransammlungen, die ich auf meinem kurzen Weg durch die Innenstadt passierte, nicht. Eine Decke auf dem Fußweg, ein Becher am Bordstein, vielleicht kommt das Geld ja trotzdem. Erstaunlich, was es so alles gibt; erstaunlich vor allem, dass solcherart Sondernutzung des öffentlichen Raumes so einfach zugelassen wird. Aber das muss ich ja nicht verstehen ...
Abschließend ein Tipp für potenzielle Schnorrer, die sich mir in den Weg werfen wollen. Ja, ich bin in solchen Dingen knausrig. Ja, ich will bitteschön etwas Leistung sehen, ehe ich nach einem Euro oder so fasse. Nein, die Damen müssen sich nicht frei machen, eine glitzernde, bunte Lüge genügt. Aber kommt mir nicht mit kranker Omi, Organspende oder anderen ausgelutschten Dingern. Letztens wäre ich fast schwach geworden, als mich eine schwer entstellte, weil ziemlich gründlich gesichtsgelochte Maid anschnorrte. Sie brauche noch einen Euro fuffzig, um sich ihren vegetarischen Döner kaufen zu können. Allerdings wurde es nichts mit uns. Auf mein Angebot, ein solcher Leckerli zu erwerben und ihr zu kredenzen, wurde ich mit den Worten "Was soll ich denn mit sowas, gib mir lieber cash, Du Sack!" weggebissen. Schade.
Doch das lässt sich ausbauen. Dem nächsten Schnorrer, der mich mit "Meister, haste mal ..." angeht, mache ich ein Angebot: "Keinen Euro, sondern viel besser: einen Job ab morgen früh." Kann irgendjemand meine Skepsis teilen?

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