Mittwoch, 29. Oktober 2008
MFA goes Big Apple oder: Ein Maler mit Haarriss und Hirnriss?
Leipzig hat zwar nur einen Mini-Marathon, bei dem man als Läufer recht einsam auf der Strecke ist, aber in New York wollen die Heldenstädter jetzt mal so richtig auf die Pauke hauen. Immerhin 81 Leipziger werden am Wochenende zum Lauf durch Big Apple aufbrechen. Das ist Rekord, denn so viele Läufer hat noch keine deutsche Stadt nach NY geschickt. Wahrscheinlich sind es sogar einige mehr, denn diese Zählung berücksichtigt nur diejenigen, die im Rahmen des Gruppenauftriebs eine hiesigen Fachgeschäftes den Sprung über den großen Teich wagen. Vor einigen Tagen verabschiedete der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung die Reisegruppe und lobte deren Botschaftermission. Na gut, der Mann ist für positive Ereignisse dankbar.

Für einen der Aktiven wäre das Abenteuer Marathon eigentlich schon vor dem Start zu Ende gewesen. Michael Fischer-Art, seines Zeichens im Leipziger Stadtbild überpräsenter Kunterbunt-Künstler mit hoher Affinität zu muppetartigen Gesichtern sowie Politikern und Promis, will in NY die 42,195 km schaffen. Dazu trainierte er, verzichtete auf allerlei Ungesundes – und donnerte jüngst mit dem Schienbein gegen eine Waschbetonkante.
Nun mag man MFA für einen richtigen Künstler halten oder auch nicht, doch ein richtiger Arzt hat im malträtierten Schienbein einen Haarriss entdeckt. Nun gilt unter Hardcore-Läufern zwar der Spruch „Was vom Laufen kommt, geht beim Laufen auch wieder weg“, aber ab einem gewissen Punkt sollte man Vernunft walten lassen. Ein Knochen mit Haarriss zählt zu den Dingen, die jenseits dieses Punktes liegen.
Doch der wackere Künstler sieht das anders und wird in New York starten. Diesen Entschluss verkündete er nach Applikation eines Voltaren-Zäpfchens in meiner Lokalpostille. O-Ton Leipziger Volkszeitung: „Sechs Stunden veranschlagt der 39-jährige (Überlebens-)Künstler für die sonntäglichen 42,195 Kilometer.“
Nun sind in New York auch schon beinamputierte Vietnam-Veteranen über die Ziellinie gerutscht – aber deren Heimatschuss lag einige Jahre zurück. Wer mit einer frischen Blessur bei einem Marathon startet, ist – vorsichtig formuliert – unvernünftig. Anders ausgedruckt: Mit einer so bescheuerten Nummer riskiert so ein Selbstdarsteller nicht nur seine Gesundheit, sondern versaut den Ruf der etwas ernsthafteren Läufer.
Fazit: Dem Manne sei gegönnt, dass der haarrissige Knochen hält und gemeinsam mit seinem Besitzer durchkommt. Und vielleicht regnet ja irgendwann einmal Hirn vom Himmel und ein Stück davon trifft Michael Fischer-Ar...

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