Mittwoch, 12. Juni 2013
Die Telekom drosselt weniger. Oder: Und was hilft mir das?
Tolle Nachricht, guckst Du hier http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article117050163/Telekom-gibt-nach-und-hebt-Drosselung-teilweise-auf.html Die Telekom drosselt Datensauger mit Flatrate nun doch nicht so stark wie angekündigt. Ursprünglich war ja angekündigt worden, Nutzer bei Erreichen eines Limits im GB-Bereich auf 384 kB/s zu würgen, Freikauf in Form höherer Flatratepreise inklusive. Das sorgte für rumpelndes Rumoren im Netz, brachte der Telekom den Beinamen Drosselkom ein und wurde von den Mitbewerbern aufmerksam verfolgt, aber nicht mit Häme bedacht. Kein Wunder, denn so ein Testballon kann ja auch für die eigene Preis- und Drosselpolitik von Nutzen sein.
Nun ist der Testballon zwar nicht geplatzt, aber seine schlappe Hülle zeigt an, dass er vorerst wohl keine Höhe mehr gewinnen wird. Im Klartext: Die Telekom wird künftig zwar ab einem Limit x drosseln, aber nicht mehr bis auf ISDN-Niveau. Dem abgewürgten User bleiben immerhin 2 MBit/s, das reicht geradeso zum Leben, zum Arbeiten nicht wirklich, zum Spaßhaben auf keinen Fall.
So richtig freuen kann ich mich über den Drosselkom-erstmal-Rückzieher allerdings nicht. Warum? Ich wohne und arbeite in einer zwar sehr attraktiven, wirtschaftlich interessanten, in Sachen Breitbandzugang jedoch stiefmütterlich behandelten Gemeinde vor den Toren Leipzigs. Über Werbung für Onlinevideotheken und so VDSL kann ich nur müde lächeln. Laut Telekom sind an meinem Anschluss maximal 6 MBit/s im Download möglich. Das scheint aber eine Marketing-Aussage und folglich nur gedrosselt wahr zu sein, denn laut Online-Test der Bundesnetzagentur http://www.initiative-netzqualitaet.de/zum-test/ dröppeln durch meinen Anschluss selbst unter optimalen Bedingungen allenfalls 3 MBit/s herab, Aufwärts, also beim Upload, sind es nur noch gut 200 kBit/s ... Das nervt, denn für mich gehört ein Upload größerer Datenmengen per FTP zum Tagesgeschäft.
Wenn mir jemand mit Drosselung kommt, kann ich locker bleiben. "Hab' ich schon, ist bei mir inklusive."

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Von Griechenland lernen ... Oder: Weg mit dem Öffentlich-rechtlichen Dudelfunk.
Die Griechen haben’s drauf. Und eigentlich sind sie ja gar nicht so schlimm. Okay, als es um die Einführung des Euro ging (dumm genug war die Führungskaste in Athen ja, den haben zu wollen), wurde ein wenig gemogelt. Aber mal ehrlich, Beschiss machen wir Deutschen doch auch genug …
Dass es unter den knapp elf Millionen Griechen ein paar Tausend über 100-jährige gab, die längst tot und zwecks fortgesetzten Rentenbezugs einfach nicht abgemeldet wurden, sorgte 2010 (Genau, damals, als das Merkel von einem wichtigen Signal an die Märkte sprach und dass nun alles besser werde) für hitzige Debatten. Aber mal ehrlich, in Deutschland gibt es nicht nur den Spruch „Setz‘ den toten Opa ins Fenster, damit wir noch einen Monat Rente bekommen“, nein, im Mutterland der Korrektheit sind bei genauerem Nachzählen mal eben eineinhalb Millionen Leute aus der Kartei verschwunden.

Doch zurück zu Griechenland, denn die regelmäßigen LeserInnen meine kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich zwar große Schleifen mache, aber irgendwann auf den Punkt komme. Und ebendieser hat mich zu meiner Eingangsbemerkung gebracht: „Die Griechen haben’s drauf.“
Warum? Guckst Du hier und staunst Du: http://www.welt.de/wirtschaft/article117043726/Griechenland-schliesst-staatliche-TV-und-Radiosender.html Am gestrigen 11. Juni 2013 wurden mal eben die staatlichen TV- und Radiosender abgeschaltet. Klassisch formuliert: Seit Mitternacht wird zurückgerauscht. Bzw. nur noch ...
Die Regierung hat’s beschlossen und mit der „unglaublichen Verschwendung“ der eingesetzten Mittel begründet. Im Klartext: Es handelt sich um jährliche Kosten von 300 Millionen Euro, das macht bei 11 Millionen Griechen gut 27 Euro pro Kopf, die staatliche Propagandafunk kostet. In Deutschland ist natürlich alles ganz anders, schöner, effizienter und vor allem besser, da ja am deutschen Wesen die Welt genesen … ach nein, das gilt ja gerade nicht. Also in Deutschland ist die Lage besser, da kostet der öffentlich-rechtliche Dudelfunk mit Bildungsauftrag 9,1 Milliarden http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentlich-rechtlicher_Rundfunk#Finanzierung Öcken im Jahr, das ist zwar ein wenig mehr als die griechischen 300 Millionen, aber wir Deutschen sind ja auch mehr, viel mehr. Nun rechnen wir mal der guten Ordnung halber nach … 9,1 Milliarden geteilt durch 80,334 Millionen Köpfe (ja, das ist eine krumme Zahl, aber seit dem Zensus kommt es auf jeden an, diese blöde Zählerei hat uns 1,5 Millionen Köpfe gekostet, dagegen nehmen sich die 250.000 deutschen Stalingradtoten ja wie eine Petitesse aus). Was kommt raus? 113,26 Euro. Ähäm!?
Nun mögen die geneigten LeserInnen einwerfen, dass der Öffentlich-Rechtliche Propagandafunk ja auch einen Bildungsauftrag und so hehres Zeugs hat. Das mag sein und sogar im Gesetz stehen, aber in der Realität gelingt es den Verantwortlichen zumindest im TV-Bereich, aber auch in weiten Teilen des formatierten Hörfunks, diesen Bildungsauftrag bzw. dessen Erfüllung sehr gut zu tarnen. Und außerdem wollen selbst die unterkiefertief im Sparwasser stehenden Griechen nicht gänzlich auf die staatlichen Kanalarbeiter verzichten. Sie machen per Gesetz, welches ich gern auch in Deutschland sähe, die Propagandasender einfach temporär dicht, ziehen die Stecker raus und fangen in kleinerem Maßstab neu an; mit einem staatlichen Rundfunk, der auf seinen eigentlichen Auftrag reduziert wurde.
Und gerade das sehe ich als Beispiel für Deutschland. Schließlich ist es eine illusorische Vorstellung, ein verbonztes, verfilztes, von Amigos, bürokratischen Tumoren und politischen Abhängigkeiten durchwuchertes Unternehmen wie den Öffentlich-Rechtlichen Wunderfunk reformieren zu wollen. Das klappt nur im Falle einer feindlichen Übernahme, so geschehen beim DDR-Rundfunk im Zuge der deutschen Vereinigung. Der wurde letzten Endes übernommen und abgewickelt, nichts anderes haben die Griechen vor. Der Fehler damals war nur, dass man damals bewährte ÖR-Kämpfer bei der Abwicklung eingesetzt hat, denn die brachten ihren Filz aus Mainz, München und Köln gleich mit. Wobei ich mich an ein sehr schönes Sprichwort erinnere: Wer Leberwurst machen will, darf nicht die Schweine nach dem Rezept fragen. Oder, für Vegetarier: Willst Du einen Sumpf trockenlegen, frag‘ nicht die Frösche. Ist aber nun wieder ökologisch unkorrekt.
Auf alle Fälle böte die Abschaffung des ÖR-Marktverzerrungskonzerns in Deutschland samt anschließender Neugründung die Chance, einen Rundfunkt zu etablieren, der sich wieder auf seinen Programmauftrag und seine eigentlichen Kompetenzen besinnt. Soll heißen: Information, Bildung, ein wenig Unterhaltung, aber nicht Berieselung, Merchandising und Humtatta-Events mit 40.000 Zuschauern oder Shows auf Malle.
PS.: Wenn zwischen „altem“ und „neuem“ ÖR-TV drei Monate Sendepause liegen, fällt das nicht wirklich auf. Der typische ZDF-Zuschauer (besser: Davorsitzer) merkt doch nicht mal, wenn man ihm die Schüssel klaut.

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