Montag, 27. Dezember 2010
Was die Kirche von der Deutschen Post lernen kann. Oder: Beamer statt Pfaffengesabber
Es ließ sich nicht vermeiden, während der gottlob Geschichte gewordenen Weihnachtstage "Kevin allein zu Haus" zu sehen - gefühlt 12 Trillionen mal, zumindest stückweise. Ich gebe zu, dass ich mit verordnetem, kollektiven Wahnsinn nichts am Hut habe, Weihnachtsmärkte als nervig empfinde und das ganze Gewese rund um den mutmaßlichen Geburtstag eines ziemlich abgefahrenen Kreuzhängers für eine terroristische Verschwörung halte, auf alle Fälle aber für gesundheitsgefährdend.
Doch zurück zu Kevin allein zu Haus. In einer Szene dieses Films geht Kevin am Heiligen Abend in die Kirche und trifft dort den alten Marley, göttlich knurrig und kauzig dargestellt von Robert Blossom, der die gleiche sehenswerte Kauzigkeit übrigens auch in "Doc Hollywood" rüberbringt.
Doch (schon wieder) zurück zu Kevin allein zu Haus. In der Kirche kommt der vergessene Kevin mit dem alten marley ins Gespräch und stellt fest: "Man kommt immer hierher, wenn man mit sich nicht zufrieden ist."
Hierher - das ist die Kirche. Und genau an diesen Satz musste ich denken, als ich mich am 24. Dezember gegen 14.30 Uhr auf den Weg zu einer gemütlichen 20-km-Runde durch den Schnee machte, in die Dämmerung und ins einsetzende Schneetreiben hinein, während sogar im heidnischen Sachsen die "Gottes-"Häuser voll mit erführchtig-gerührten Heuchlern saßen, die das ganze Jahr über einen auf Atheist machen und zum Heiligabend das große Rennen bekommen - zum Gottesdienst.
Da gefiel mir meine eigene Heilignachmittagrennerei schon wesentlich besser.
Doch zurück, nein, nicht zu Kevin, sondern zur Kirche. Eigentlich könnte man den ganzen Summs samt Pfaffenhütchen und pseudogeistlichem Humtata doch einfach per Gesetz abschaffen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es doch höchst unsinnig, ein ganzes Jahr lang eine Leistung vorzuhalten, die man nur sehr selten benötigt. Die Post macht's doch vor: Der Fuhrpark wurde stark verringert, die Lastspitze zum Jahresende wird mit Mit-Lkw abgefangen.
Auf die Pfaffen übertragen hieße das: Weg damit, oder irgendwo als Missionare an den A... der Welt schicken. Die alljährliche Heiligabendshow überlässt man irgendeinem Musical-Produzenten, der diese zeitgleich bundesweit aufführt. Oder noch besser: Das Christkindsgeschwafel wird dem tränentriefenden Volk auf Videoleinwände übertragen, das klappt doch beim Sommermärchen auch. Kein Mensch müsste mehr leere Kirchen finanzieren, Entschädigungen an Pädophilieopfer zahlen, Prozesse ums Glockengebimmel führen ...

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