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Montag, 29. September 2008
60 km auf dem Laufband. Oder: Frischluft ist relativ
zeitungsdieb, 13:04h
Ich bekenne, ich habe es getan. In aller Öffentlichkeit. In knapper Bekleidung. Auf einem Laufband. Dass ich es tun wollte und auch schon ein wenig getan habe, stand ja schon hier. http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1228336/ Aber das waren ja nur mal eineinhalb Stunden, bei denen 17 Kilometer zusammenkamen. Gelaufene Kilometer auf einem Laufband im Erdgeschoss von Galeria Kaufhof in Leipzig. Mit Blick auf die Schmuckabteilung.
Am vergangenen Sonnabend tat ich es richtig. Zehn Uhr setzte sich das Band mit gepflegten 10,5 km/h in Bewegung und ich trabte los. Locker-leicht, den Blick geradeaus,den Kopf maximal 15 Grad nach links, dann wieder nach rechts. Mehr könnte tückisch sein, denn wenn ich irgendwo „hingucke“, drehe ich meist nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Kerl hinterher. Beim Laufen in Wald und Flur macht das nichts, auf dem Band gibt es dann ein schleifendes Geräusch und ich mache den Abflug. Da unmittelbar hinter „meinem“ Band die Postkartenabteilung beginnt, bin ich gehalten, die Laufstrecke nicht unkontrolliert zu verlassen.
Eigentlich hatte ich mir für den Samstagslauf im Erdgeschoss einen glatten 100er vorgenommen. Ist ja nicht die Hürde, dachte ich. 100 km läufst Du auch bei großem Leiden unter 9:30 h, beim Delmenhorster 24-h-Lauf, was soll da also schief gehen?
Nun, ich hatte nach meinem Schnupperlauf ja bereits über fehlenden Fahrtwind und Kaufhauswärme geklagt. Was ich am Sonnabend erlebte, war grenzwertig. Bei molliger Wärme lief ich auf eine Marathon-Durchgangszeit von ca. 4 Stunden – und merkte bald, dass 10,5 km/h durchaus anstrengend sein können. Sicher, die Strecke war superflach. Aber während mir beim Laufen sonst die ganze Welt zu Füßen liegt, waren es auf dem Band nur wenige Quadratzentimeter, die es stets sauber zu treffen galt, wollte ich einen Absturz vermeiden. Das erforderte Konzentration, einfach „rollenlassen“ klappt das nicht.
Weitaus unerfreulicher war jedoch die Luftqualität. Und ich meine nicht allein die Wärme, die den Schweiß in Strömen fließen ließ. Deutlich spürbar war der Einfluss der zahlreichen Kunden, die durchs Kaufhaus walzten. Irgendwie erinnerte ich mich beim Laufbandlauf an den Untertagemarathon in Sondershausen. Dort schwand das Wasser ähnlich schnell aus dem Körper, dort war nach meinem Empfinden aber auch ein ähnlich niedriger Sauerstoffgehalt zu verzeichnen.
Dennoch: In knapp über vier Stunden laufbandete ich einen Marathon und war froh, nicht auf eine Zwischenzeit von 3:30 h ausgewesen zu sein. Neben mir hatte sich inzwischen Torsten aus Köln eingefunden, der Feuerwehrmann war etwas später aufs Band gestiegen, da er ja „nur“ Marathon laufen wollte.
Für Kurzweil war also gesorgt. Nicht zuletzt deshalb, da sich der eine oder andere Kunde zu einem Kilometer auf dem Cross-Trainer überreden ließ, da sich der Chef des Fördervereins der Förderschule Grünau aufs Gerät stellte und da sogar eine junge Neu-Leipzigerin ihre Waldrunde zugunsten des Spendenlaufes kurzerhand auf einen Cross-Trainer verlegte.
Dennoch: Es lief bei mir nicht wirklich, es ging zäh. Ich spürte, wie ich austrocknete, obwohl ich reichlich Flüssigkeit zu mir nahm. Aber wenn man mehr ausschwitzt, als der Körper aufnehmen kann (zwischen aufnehmen und trinken gibt es einen Unterschied ...), baut sich ein Defizit auf.
Als ich exakt 49,1 km auf der Anzeige stehen hatte, schien auch mein Laufband von der Ackerei genug zu haben. Es fuhr herunter, blinkte noch einmal kurz, zeigte mir meine bis dahin gelaufene Strecke und gönnte sich einen Reset. Solcherart demotiviert, legte ich eine Pause ein, machte danach die 50 km voll, besichtigte die Sanitäranlagen im Hause Galeria und ließ meinen 100-km-Plan fliegen. Noch einige Kilometer, dann okkupierten Triathleten aus Halle/Saale die Geräte. Nur zu gern gab ich „mein“ Band frei, schwatzte hier und da und fühlte, wie Körper und Geist sich auf Feierabend einrichteten.
Nachdem die Triathleten die Segel gestrichen hatten, krabbelte ich wieder aufs Band, machte die 60km voll und beendete den Lauf-Tag vorfristig. Natürlich nach gründlicher Ganzkörperreinigung in einer Galeria-Dusche, denn schließlich habe ich daheim eine Wasseruhr ...
Fazit: 60 km für den Spendenlauf von Robby Clemens und der Worldrun AG, der am Sonnabendabend damit schon deutlich mehr als 900 km insgesamt auf der Liste stehen hatte. Und die Erkenntnis, dass das Laufen auf einem Laufband eine ganz besondere Sache ist. Und das Laufen auf einem Laufband in einem Kaufhaus eine noch speziellere. Da ich in dieser Hinsicht noch einige Pläne habe, trifft wieder einmal die goldene Weisheit zu: „War der Lauf nicht Dein Freund, dann war er Dein Lehrer.“ (Sollte jemand den wirklichen Urheber dieses Satzes kennen, bin ich für eine Quellenangabe dankbar.).
Gelernt habe ich während meiner 60 Laufbandkilometer, dass bei solchen Aktionen die Bewetterung eine wichtige Rolle spielt. Sollte ich demnächst mal in einem Schaufenster aufs Band gehen (Man weiß ja nie ... *g*), werde ich wohl zuvor einen Lüftungsfachmann ins Spiel bringen.
Achja, als ich das Kaufhaus am späten Nachmittag verließ, herrschte draußen klares Herbstwetter, aber dickes Gedränge: In Leipzig sind derzeit Markttage. Aber die Luft war köstlich, sogar die Qualmwolken der Kippenfresser kamen mir erlösend vor. Es ist halt alles relativ ...
Am vergangenen Sonnabend tat ich es richtig. Zehn Uhr setzte sich das Band mit gepflegten 10,5 km/h in Bewegung und ich trabte los. Locker-leicht, den Blick geradeaus,den Kopf maximal 15 Grad nach links, dann wieder nach rechts. Mehr könnte tückisch sein, denn wenn ich irgendwo „hingucke“, drehe ich meist nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Kerl hinterher. Beim Laufen in Wald und Flur macht das nichts, auf dem Band gibt es dann ein schleifendes Geräusch und ich mache den Abflug. Da unmittelbar hinter „meinem“ Band die Postkartenabteilung beginnt, bin ich gehalten, die Laufstrecke nicht unkontrolliert zu verlassen.
Eigentlich hatte ich mir für den Samstagslauf im Erdgeschoss einen glatten 100er vorgenommen. Ist ja nicht die Hürde, dachte ich. 100 km läufst Du auch bei großem Leiden unter 9:30 h, beim Delmenhorster 24-h-Lauf, was soll da also schief gehen?
Nun, ich hatte nach meinem Schnupperlauf ja bereits über fehlenden Fahrtwind und Kaufhauswärme geklagt. Was ich am Sonnabend erlebte, war grenzwertig. Bei molliger Wärme lief ich auf eine Marathon-Durchgangszeit von ca. 4 Stunden – und merkte bald, dass 10,5 km/h durchaus anstrengend sein können. Sicher, die Strecke war superflach. Aber während mir beim Laufen sonst die ganze Welt zu Füßen liegt, waren es auf dem Band nur wenige Quadratzentimeter, die es stets sauber zu treffen galt, wollte ich einen Absturz vermeiden. Das erforderte Konzentration, einfach „rollenlassen“ klappt das nicht.
Weitaus unerfreulicher war jedoch die Luftqualität. Und ich meine nicht allein die Wärme, die den Schweiß in Strömen fließen ließ. Deutlich spürbar war der Einfluss der zahlreichen Kunden, die durchs Kaufhaus walzten. Irgendwie erinnerte ich mich beim Laufbandlauf an den Untertagemarathon in Sondershausen. Dort schwand das Wasser ähnlich schnell aus dem Körper, dort war nach meinem Empfinden aber auch ein ähnlich niedriger Sauerstoffgehalt zu verzeichnen.
Dennoch: In knapp über vier Stunden laufbandete ich einen Marathon und war froh, nicht auf eine Zwischenzeit von 3:30 h ausgewesen zu sein. Neben mir hatte sich inzwischen Torsten aus Köln eingefunden, der Feuerwehrmann war etwas später aufs Band gestiegen, da er ja „nur“ Marathon laufen wollte.
Für Kurzweil war also gesorgt. Nicht zuletzt deshalb, da sich der eine oder andere Kunde zu einem Kilometer auf dem Cross-Trainer überreden ließ, da sich der Chef des Fördervereins der Förderschule Grünau aufs Gerät stellte und da sogar eine junge Neu-Leipzigerin ihre Waldrunde zugunsten des Spendenlaufes kurzerhand auf einen Cross-Trainer verlegte.
Dennoch: Es lief bei mir nicht wirklich, es ging zäh. Ich spürte, wie ich austrocknete, obwohl ich reichlich Flüssigkeit zu mir nahm. Aber wenn man mehr ausschwitzt, als der Körper aufnehmen kann (zwischen aufnehmen und trinken gibt es einen Unterschied ...), baut sich ein Defizit auf.
Als ich exakt 49,1 km auf der Anzeige stehen hatte, schien auch mein Laufband von der Ackerei genug zu haben. Es fuhr herunter, blinkte noch einmal kurz, zeigte mir meine bis dahin gelaufene Strecke und gönnte sich einen Reset. Solcherart demotiviert, legte ich eine Pause ein, machte danach die 50 km voll, besichtigte die Sanitäranlagen im Hause Galeria und ließ meinen 100-km-Plan fliegen. Noch einige Kilometer, dann okkupierten Triathleten aus Halle/Saale die Geräte. Nur zu gern gab ich „mein“ Band frei, schwatzte hier und da und fühlte, wie Körper und Geist sich auf Feierabend einrichteten.
Nachdem die Triathleten die Segel gestrichen hatten, krabbelte ich wieder aufs Band, machte die 60km voll und beendete den Lauf-Tag vorfristig. Natürlich nach gründlicher Ganzkörperreinigung in einer Galeria-Dusche, denn schließlich habe ich daheim eine Wasseruhr ...
Fazit: 60 km für den Spendenlauf von Robby Clemens und der Worldrun AG, der am Sonnabendabend damit schon deutlich mehr als 900 km insgesamt auf der Liste stehen hatte. Und die Erkenntnis, dass das Laufen auf einem Laufband eine ganz besondere Sache ist. Und das Laufen auf einem Laufband in einem Kaufhaus eine noch speziellere. Da ich in dieser Hinsicht noch einige Pläne habe, trifft wieder einmal die goldene Weisheit zu: „War der Lauf nicht Dein Freund, dann war er Dein Lehrer.“ (Sollte jemand den wirklichen Urheber dieses Satzes kennen, bin ich für eine Quellenangabe dankbar.).
Gelernt habe ich während meiner 60 Laufbandkilometer, dass bei solchen Aktionen die Bewetterung eine wichtige Rolle spielt. Sollte ich demnächst mal in einem Schaufenster aufs Band gehen (Man weiß ja nie ... *g*), werde ich wohl zuvor einen Lüftungsfachmann ins Spiel bringen.
Achja, als ich das Kaufhaus am späten Nachmittag verließ, herrschte draußen klares Herbstwetter, aber dickes Gedränge: In Leipzig sind derzeit Markttage. Aber die Luft war köstlich, sogar die Qualmwolken der Kippenfresser kamen mir erlösend vor. Es ist halt alles relativ ...
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