Mittwoch, 17. Juni 2009
Awacs nach Afghanistan. Oder: Die Mär von den fliegenden Fluglotsen.
zeitungsdieb, 14:06h
Die Bundesregierung hat beschlossen, dass sich Deutschland beim Nato-Einsatz von Awacs-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan beteiligt. Das vermeldet heute die Deutsche Presseagentur, nachzulesen unter anderem hier http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/Nato-Afghanistan-Awacs;art15872,2825492 und (mit ein wenig Hintergrund zur beschlossenen „härteren Gangart“ in Afghanistan auch hier http://www.welt.de/die-welt/article3925864/Haertere-Gangart-in-Afghanistan.html
Soweit finde ich das alles in Ordnung und zähle mich auch zur nicht allzu großen Schar der Befürworter des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Alles andere als in Ordnung ist allerdings die unverschämte Demagogie, die zur Begründung des Einsatzes der Awacs-Maschinen mitgeliefert wird. Diese sollen laut dpa „bei der Regelung des immer dichter werdenden Luftverkehrs helfen, jedoch nicht bei der Erfassung militärischer Ziele mitwirken.“
Hier mögen die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches kurz innehalten, einige Zeilen zurück gehen und das Zitat noch einmal lesen. Dann tief durchatmen, sich zurücklehnen und darüber nachdenken, wie unverschämt die Schöpfer dieser Formulieren den braven deutschen Michel verarschen möchten – und wie kreuzbrav dpa diese PR-Sprüche übernommen hat.
Wer den „immer dichter werdenden Luftverkehr regeln“ möchte, bedient sich dazu normalerweise landgestützter Radarsysteme. Die lassen sich nämlich bequem betreiben, sind preisgünstig und fallen nicht vom Himmel, wenn ihnen der Sprit ausgeht. Ein Awacs-System E-3A „can stay airborne for more than 10 hours without refuelling”. Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Maschinen in der Luft zu betanken: „all E 3A aircraft are air-refuelable and therefore can stay airborne for quite a long time. One of the longest missions was flown in support of NATO’s operation Eagle Assist (in the U.S.A. after the terrorist attacks on 11 September 2001) and lasted more than 17 hours.” Nun sind auch 17 Stunden Flugzeit nicht wirklich viel, wenn es darum geht, den „immer dichter werdenden Luftverkehr“ zu regeln, abgesehen von den Kosten und Risiken eines solchen Einsatzes.
Die eigentliche Zweckbestimmung eines Awacs-Systems ist eine andere: Das Kürzel Awacs steht für Airborne Early Warning and Control System, im Klartext: Die Maschinen dienen der Frühwarnung, als Aufklärer und Einsatzleitzentrale. Das lässt sich auch wunderbar auf der von der Nato verantworteten Selbstdarstellung http://www.e3a.nato.int/ nachlesen. Besonders interessant ist übrigens der Punkt FAQs. Wer’s lieber in deutscher Sprache mag, wird bei der Luftwaffe fündig: http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLN483CTMHSUGYxvqRaGIBhgihoJRUfW99X4_83FT9AP2C3NCIckdHRQAoGL3H/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfN18xRFBM?yw_contentURL=/01DB060000000001/W272LCQK845INFODE/content.jsp
Doch ganz gleich, wo man nachliest, nirgendwo findet sich als besonders wichtiger Einsatzzweck der fliegenden Elektronikmärkte die Tätigkeit als Fluglotse.
Noch einmal: Ich befürworte die derzeitigen Auslandseinsätze der Bundeswehr ausdrücklich, aber muss ich mich deshalb schamlos verarschen lassen?
Soweit finde ich das alles in Ordnung und zähle mich auch zur nicht allzu großen Schar der Befürworter des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Alles andere als in Ordnung ist allerdings die unverschämte Demagogie, die zur Begründung des Einsatzes der Awacs-Maschinen mitgeliefert wird. Diese sollen laut dpa „bei der Regelung des immer dichter werdenden Luftverkehrs helfen, jedoch nicht bei der Erfassung militärischer Ziele mitwirken.“
Hier mögen die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches kurz innehalten, einige Zeilen zurück gehen und das Zitat noch einmal lesen. Dann tief durchatmen, sich zurücklehnen und darüber nachdenken, wie unverschämt die Schöpfer dieser Formulieren den braven deutschen Michel verarschen möchten – und wie kreuzbrav dpa diese PR-Sprüche übernommen hat.
Wer den „immer dichter werdenden Luftverkehr regeln“ möchte, bedient sich dazu normalerweise landgestützter Radarsysteme. Die lassen sich nämlich bequem betreiben, sind preisgünstig und fallen nicht vom Himmel, wenn ihnen der Sprit ausgeht. Ein Awacs-System E-3A „can stay airborne for more than 10 hours without refuelling”. Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Maschinen in der Luft zu betanken: „all E 3A aircraft are air-refuelable and therefore can stay airborne for quite a long time. One of the longest missions was flown in support of NATO’s operation Eagle Assist (in the U.S.A. after the terrorist attacks on 11 September 2001) and lasted more than 17 hours.” Nun sind auch 17 Stunden Flugzeit nicht wirklich viel, wenn es darum geht, den „immer dichter werdenden Luftverkehr“ zu regeln, abgesehen von den Kosten und Risiken eines solchen Einsatzes.
Die eigentliche Zweckbestimmung eines Awacs-Systems ist eine andere: Das Kürzel Awacs steht für Airborne Early Warning and Control System, im Klartext: Die Maschinen dienen der Frühwarnung, als Aufklärer und Einsatzleitzentrale. Das lässt sich auch wunderbar auf der von der Nato verantworteten Selbstdarstellung http://www.e3a.nato.int/ nachlesen. Besonders interessant ist übrigens der Punkt FAQs. Wer’s lieber in deutscher Sprache mag, wird bei der Luftwaffe fündig: http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLN483CTMHSUGYxvqRaGIBhgihoJRUfW99X4_83FT9AP2C3NCIckdHRQAoGL3H/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfN18xRFBM?yw_contentURL=/01DB060000000001/W272LCQK845INFODE/content.jsp
Doch ganz gleich, wo man nachliest, nirgendwo findet sich als besonders wichtiger Einsatzzweck der fliegenden Elektronikmärkte die Tätigkeit als Fluglotse.
Noch einmal: Ich befürworte die derzeitigen Auslandseinsätze der Bundeswehr ausdrücklich, aber muss ich mich deshalb schamlos verarschen lassen?
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