Montag, 8. September 2008
Leipziger Nachtfluggeschichte. Oder: Bomben gegen Engeland.
zeitungsdieb, 10:57h
Wer bei dem, was er (anderen an)tut, ein schlechtes Gewissen hat, muss sich etwas einfallen lassen, wie er seine Missetaten legitimiert. Das geht mit Hilfe der Wissenschaft („Eine Studie amerikanischer/russischer/japanischer ... Wissenschaftler beweist, dass ...). Gern wird aber auch die Geschichte als Krücke missbraucht, um eigenes Tun ins rechte Licht zu rücken.
Die ganz schlichten Gemüter sagen in solchen Fällen „Das mache/n ich/wir schon seit 40 (50, 60, ...) Jahren so – und vergessen bei dieser Argumentation, dass man eine Sache auch 40 (50, 60 ...) Jahren falsch machen kann. Cleverer ist da die Strategie, irgend jemanden feststellen zu lassen, dass das ganz konkrete, jetztzeitige Tun ganz, ganz tolle historische Wurzeln hat. Noch cleverer ist es, jemanden dafür zu gewinnen, das auch noch in die Zeitung zu schreiben.
So geschehen in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Selbiges Blatt, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, veröffentlichte einen größeren Artikel über die historischen Wurzeln des Nacht- und Frachtfluges in Schkeuditz. Für alle auswärtigen Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches: „Schkeuditz“ ist ein Städtchen westlich von Leipzig, hier entstand einst ein Flugplatz, aus dem der heutige Flughafen Leipzig-Halle hervorging, dank der überaus weisen Entscheidungen einiger Politiker zugleich Heimat des lautstarken DHL-Drehkreuzes und zudem wachstumsstärkster deutscher Militärflughafen. Oder so.
In besagtem Artikel (15./16.8.08) darf der geneigte Leser meiner Lokalpostille lernen, dass es den ersten Nachtflug vom hiesigen Flughafen aus bereits am 24. August 1928 gab. Pilot Erich Glatz demonstrierte seinerzeit „die Ungefährlichkeit und einzigartige Schönheit eines Nachtfluges“, so die LVZ. In diesem Stil geht es weiter. Die Autoren schwadronieren begeistert darüber, dass die Luftfrachtleistung am Standort Halle/Leipzig von 1927 bis 1939 jährlich im Durchschnitt um 24 Prozent zugenommen hat. Schade, dass der Artikel mit dem Jahr 1939 endet. Anderenfalls hätte man ja auch über die hohe Nachtflugleistung deutscher Cargopiloten bei ihren Flügen gegen England und Frankreich philosophieren oder die Transportleistung der Luftwaffengeschwader in Richtung Osten würdigen können. Ist ja schließlich alles Geschichte. Und was früher gemacht wurde, muss ja gut sein. So habe ich es zumindest der unterschwelligen Argumentation meiner Lokalpostille in Sachen Nacht- und Frachtflug entnehmen können. Oder doch nicht?
Die ganz schlichten Gemüter sagen in solchen Fällen „Das mache/n ich/wir schon seit 40 (50, 60, ...) Jahren so – und vergessen bei dieser Argumentation, dass man eine Sache auch 40 (50, 60 ...) Jahren falsch machen kann. Cleverer ist da die Strategie, irgend jemanden feststellen zu lassen, dass das ganz konkrete, jetztzeitige Tun ganz, ganz tolle historische Wurzeln hat. Noch cleverer ist es, jemanden dafür zu gewinnen, das auch noch in die Zeitung zu schreiben.
So geschehen in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Selbiges Blatt, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, veröffentlichte einen größeren Artikel über die historischen Wurzeln des Nacht- und Frachtfluges in Schkeuditz. Für alle auswärtigen Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches: „Schkeuditz“ ist ein Städtchen westlich von Leipzig, hier entstand einst ein Flugplatz, aus dem der heutige Flughafen Leipzig-Halle hervorging, dank der überaus weisen Entscheidungen einiger Politiker zugleich Heimat des lautstarken DHL-Drehkreuzes und zudem wachstumsstärkster deutscher Militärflughafen. Oder so.
In besagtem Artikel (15./16.8.08) darf der geneigte Leser meiner Lokalpostille lernen, dass es den ersten Nachtflug vom hiesigen Flughafen aus bereits am 24. August 1928 gab. Pilot Erich Glatz demonstrierte seinerzeit „die Ungefährlichkeit und einzigartige Schönheit eines Nachtfluges“, so die LVZ. In diesem Stil geht es weiter. Die Autoren schwadronieren begeistert darüber, dass die Luftfrachtleistung am Standort Halle/Leipzig von 1927 bis 1939 jährlich im Durchschnitt um 24 Prozent zugenommen hat. Schade, dass der Artikel mit dem Jahr 1939 endet. Anderenfalls hätte man ja auch über die hohe Nachtflugleistung deutscher Cargopiloten bei ihren Flügen gegen England und Frankreich philosophieren oder die Transportleistung der Luftwaffengeschwader in Richtung Osten würdigen können. Ist ja schließlich alles Geschichte. Und was früher gemacht wurde, muss ja gut sein. So habe ich es zumindest der unterschwelligen Argumentation meiner Lokalpostille in Sachen Nacht- und Frachtflug entnehmen können. Oder doch nicht?
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