Freitag, 7. Juni 2013
Bernd Hilder, die LVZ, die TLZ, das Merkel und die Sandsäcke. Oder: Ist etwa alles nur Satire?
zeitungsdieb, 12:23h
Bei meiner Lokalpostille, der nach eigenem Glauben dem Qualitätsjournalismus verpflichteten „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) knallten im vergangenen Monat die Korken. Nein, es ist nicht etwa Chefredakteur Jan Emendörfer gegangen; warum auch? Gerade erst ist es gelungen, den im Zoff dahingegangenen Bernd Hilder (aka Onkel Bernd) bei der TLZ zu recyceln (Guckst Du hier http://www.newsroom.de/news/detail/$HVJVLVJRKQHL/hilder_wird_chefredakteur_der_thringischen_landeszeitung ). Letzteres ist 1. für die TLZ ein herber Schlag – Kollegen, da müsst Ihr nun tapfer sein, es ist ja nicht für ewig! Fragt am besten Mal beim Göttinger Tageblatt oder der LVZ nach, da wisst Ihr, worauf Ihr Euch die nächsten Jahre einstellen solltet.
2. ist Onkel Bernds ChR-Job in Thüringen eine Sache, über die es sich nachzudenken lohnt. Bisher fanden die Print-Experimente des gescheiterten mdr-Chefsesselaspiranten unter dem Dach der Verlagsgruppe Madsack statt. Nach seinem Weggang (besser:Weggegangenwerden) aus Leipzig gab’s noch ein wenig juristisches Gezerre, nun ist Bernd Hilder im Bratwurstland tätig, genauer für die WAZ-Gruppe tätig. Dass ein ChR aus dem SPD-nahen hannöverschen Zeitungsstall nun zur dunkeln Seite der Macht wechselt, wirft Fragen nach der Einvernehmlichkeit des Abschieds aus Leipzig auf. Für Onkel Bernd ist der TLZ-Posten natürlich ein Karrieresprung: Bei den Schaumburger Nachrichten (das war die Station vor Göttingen) liegt die Auflage aktuell bei unter 16.000 (okay, zu Onkel Bernds Zeiten waren’s sicher noch ein paar mehr), das Göttinger Tageblatt kommt aktuell samt Nebensausgabe im Eichsfeld aktuell auf 39.001 Exemplare (auch da waren’s vor ein paar Jahren mehr), und die LVZ kam im 1. Quartal 2013 auf 213.053 „verteilte“ Exemplare (die Anführung gilt den mehr als 12.000 sonstigen Verkäufen bzw. Bordexemplaren pro Tag *g*).
Und nun wird’s spannend: Bei der TLZ ist die Auflage, sehr positiv formuliert, nicht ganz in dieser Größenordnung angesiedelt. Das beweist, dass Karrieresprünge auch abwärts gehen können.
Doch zurück zum Korkenknall in den heiligen LVZ-Hallen an der Leipziger Klagemauer. Was gab‘ es da zu feiern? Ganz einfach, beim Newspaper Award gab es für meine Lokalpostille einen Preis. Nein, nicht für Berichterstattung und Journalismus und so, sondern für die Titelgestaltung während der Fußball-WM. Guckst Du hier: http://www.lvz-online.de/kultur/news/newspaper-award-leipziger-volkszeitung-gewinnt-preis-fuer-em-titelseite/r-news-a-163481.html
Daran erinnerte ich mich, als ich in den vergangenen Tagen die vom derzeitigen Chefredakteur Jan Emendörfer verantworteten Titelseiten der LVZ beäugte und mitunter kurz davor stand, mich zu übergeben. Am 3. Juni, also richtig schön im Hochwasser, war das Aufmacherbild der Titelseite der Aufstieg der Dosentreter von RB Leipzig in die 3. Bundesliga. Erst darunter kam, irgendwie bemüht, aber keinesfalls gekonnt, das Hochwasser. Okay, eine sogenannte Medienpartnerschaft verpflichtet, da kann man nicht nur Knete einstreichen …
Am 4. Juni 2013 waren zwei Drittel der Titelseite mit einem Bild der abgesoffenen Stadt Grimma zugepappt, darüber die kongeniale Headline „Sachsen darf nicht untergehen!“. Um diese Seite hatte es intern massive Diskussionen gegeben, weil wohl nicht alle Beteiligten erkannten, welch intellektuellmoralischemotionale Spitzenseite der Chefredakteur kreiert und per Ukas auch durchgedrückt hatte. Aber das ist nicht so schlimm, denn dafür gibt es ja Alphatiere, damit sie der Herde gelegentlich auch den Weg weisen. Schlimm ist hingegen, dass diese Seite 18.39 Uhr fertig war, während ein anderes Leipziger Blatt die aktuellen Entwicklungen noch mehrere Stunden lang ins Blatt nahm. Aber gar zu laut darf man in so einer Situation in den heiligen Hallen an der Klagemauer auch nicht meckern, denn … aber darüber schreibe ich gelegentlich …
Dass der Volksmund mit seinem „Schlimmer geht immer“ richtig liegt, bewies meine Lokalpostille allerdings schon am Tag darauf, am 5. Juni. Zwei fünfspaltige „Flachmänner“ (extrem querformatige Bilder standen dort übereinander. Oben waren fröhlich dreinschauende Leipziger Sandsackfüller zu sehen, unten die üblichen Unbeteiligten, also Merkel, Tillich, ein MdB namens Brähmig und der Pirnaer OB Hanke, die irgendwie allesamt so taten, als würden sie die Flut bannen. Besonders putzig wird das Foto, dass sich die Abgebildeten nicht zu blöd waren, tatsächlich einen Alibisandsack (zuvor sicher eingehend auf Antrax, C4 usw. geprüft) durchs Bild zu trageketten. Der einzige, der auf diesem Foto einen Job machte, war der Sicherheitsmann im Hintergrund (Ich hätte dieses Foto gern gezeigt, aber das Leistungsschutzrecht …). Zwischen beiden wirklich schönen Fotos stand übrigens die wiederum geniale Headline „Alle packen mit an!“ (Früher stand da bei der LVZ „Heraus zum 1. Mai!“).
Und während ich noch ans Ploppen der Korken nach dem Newspaper-Award dachte und diese wirklich, wirklich gelungenen Titelseiten vor mir hatte, kam mir der Gedanke, dass die LVZ sich vielleicht neuerdings in Satire versucht … Zumindest Merkels Sandsacknummer hätte samt der „Alle-packen-mit-an“-Losung auch bei Eulenspiegel oder Titanic erscheinen können.
PS.: Herzlichen Dank an ... (Name bekannt *g*) für die Sache mit der Titelseite und der Uhrzeit)
2. ist Onkel Bernds ChR-Job in Thüringen eine Sache, über die es sich nachzudenken lohnt. Bisher fanden die Print-Experimente des gescheiterten mdr-Chefsesselaspiranten unter dem Dach der Verlagsgruppe Madsack statt. Nach seinem Weggang (besser:Weggegangenwerden) aus Leipzig gab’s noch ein wenig juristisches Gezerre, nun ist Bernd Hilder im Bratwurstland tätig, genauer für die WAZ-Gruppe tätig. Dass ein ChR aus dem SPD-nahen hannöverschen Zeitungsstall nun zur dunkeln Seite der Macht wechselt, wirft Fragen nach der Einvernehmlichkeit des Abschieds aus Leipzig auf. Für Onkel Bernd ist der TLZ-Posten natürlich ein Karrieresprung: Bei den Schaumburger Nachrichten (das war die Station vor Göttingen) liegt die Auflage aktuell bei unter 16.000 (okay, zu Onkel Bernds Zeiten waren’s sicher noch ein paar mehr), das Göttinger Tageblatt kommt aktuell samt Nebensausgabe im Eichsfeld aktuell auf 39.001 Exemplare (auch da waren’s vor ein paar Jahren mehr), und die LVZ kam im 1. Quartal 2013 auf 213.053 „verteilte“ Exemplare (die Anführung gilt den mehr als 12.000 sonstigen Verkäufen bzw. Bordexemplaren pro Tag *g*).
Und nun wird’s spannend: Bei der TLZ ist die Auflage, sehr positiv formuliert, nicht ganz in dieser Größenordnung angesiedelt. Das beweist, dass Karrieresprünge auch abwärts gehen können.
Doch zurück zum Korkenknall in den heiligen LVZ-Hallen an der Leipziger Klagemauer. Was gab‘ es da zu feiern? Ganz einfach, beim Newspaper Award gab es für meine Lokalpostille einen Preis. Nein, nicht für Berichterstattung und Journalismus und so, sondern für die Titelgestaltung während der Fußball-WM. Guckst Du hier: http://www.lvz-online.de/kultur/news/newspaper-award-leipziger-volkszeitung-gewinnt-preis-fuer-em-titelseite/r-news-a-163481.html
Daran erinnerte ich mich, als ich in den vergangenen Tagen die vom derzeitigen Chefredakteur Jan Emendörfer verantworteten Titelseiten der LVZ beäugte und mitunter kurz davor stand, mich zu übergeben. Am 3. Juni, also richtig schön im Hochwasser, war das Aufmacherbild der Titelseite der Aufstieg der Dosentreter von RB Leipzig in die 3. Bundesliga. Erst darunter kam, irgendwie bemüht, aber keinesfalls gekonnt, das Hochwasser. Okay, eine sogenannte Medienpartnerschaft verpflichtet, da kann man nicht nur Knete einstreichen …
Am 4. Juni 2013 waren zwei Drittel der Titelseite mit einem Bild der abgesoffenen Stadt Grimma zugepappt, darüber die kongeniale Headline „Sachsen darf nicht untergehen!“. Um diese Seite hatte es intern massive Diskussionen gegeben, weil wohl nicht alle Beteiligten erkannten, welch intellektuellmoralischemotionale Spitzenseite der Chefredakteur kreiert und per Ukas auch durchgedrückt hatte. Aber das ist nicht so schlimm, denn dafür gibt es ja Alphatiere, damit sie der Herde gelegentlich auch den Weg weisen. Schlimm ist hingegen, dass diese Seite 18.39 Uhr fertig war, während ein anderes Leipziger Blatt die aktuellen Entwicklungen noch mehrere Stunden lang ins Blatt nahm. Aber gar zu laut darf man in so einer Situation in den heiligen Hallen an der Klagemauer auch nicht meckern, denn … aber darüber schreibe ich gelegentlich …
Dass der Volksmund mit seinem „Schlimmer geht immer“ richtig liegt, bewies meine Lokalpostille allerdings schon am Tag darauf, am 5. Juni. Zwei fünfspaltige „Flachmänner“ (extrem querformatige Bilder standen dort übereinander. Oben waren fröhlich dreinschauende Leipziger Sandsackfüller zu sehen, unten die üblichen Unbeteiligten, also Merkel, Tillich, ein MdB namens Brähmig und der Pirnaer OB Hanke, die irgendwie allesamt so taten, als würden sie die Flut bannen. Besonders putzig wird das Foto, dass sich die Abgebildeten nicht zu blöd waren, tatsächlich einen Alibisandsack (zuvor sicher eingehend auf Antrax, C4 usw. geprüft) durchs Bild zu trageketten. Der einzige, der auf diesem Foto einen Job machte, war der Sicherheitsmann im Hintergrund (Ich hätte dieses Foto gern gezeigt, aber das Leistungsschutzrecht …). Zwischen beiden wirklich schönen Fotos stand übrigens die wiederum geniale Headline „Alle packen mit an!“ (Früher stand da bei der LVZ „Heraus zum 1. Mai!“).
Und während ich noch ans Ploppen der Korken nach dem Newspaper-Award dachte und diese wirklich, wirklich gelungenen Titelseiten vor mir hatte, kam mir der Gedanke, dass die LVZ sich vielleicht neuerdings in Satire versucht … Zumindest Merkels Sandsacknummer hätte samt der „Alle-packen-mit-an“-Losung auch bei Eulenspiegel oder Titanic erscheinen können.
PS.: Herzlichen Dank an ... (Name bekannt *g*) für die Sache mit der Titelseite und der Uhrzeit)
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