Freitag, 14. August 2009
Post vor der GEZ. Oder: Vor Trickbetrügern wird gewarnt
Die Gebühreneinzugstentrale GEZ hat mir geschrieben. Gestern steckte die einmal im Quartal fällige Aufforderung im Briefkasten, die obligatorischen Rundfunkgebühren zu begleichen. Die regelmäßigen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches mögen nun vermuten, dass ich auf den folgenden Zeilen über die kreativen Methoden der mitunter kriminellen Verhältnissen entsprungen zu sein scheinenden GEZ-Agenten vom Leder ziehe und das ganze öffentlich-rechtliche Gebührenfresserpack als so überflüssig wie einen Kropf bezeichne.
Doch weit gefehlt: Solch’ Verunglimpfung der staatstragenden Einrichtung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk liegt mir fern, freudvoll zahle ich für die zum Empfang bereitgehaltenen Apparaturen und ich jubiliere stets, wenn ich Neues über den hehren Auftrag der GEZ erfahre. Nie würde ich von Stasi-Methoden sprechen! Der geneigte Leser möge nun in sich gehen, seine Meinung zu diesem Thema prüfen und dann entscheiden, ob ich jetzt womöglich den Satire-Modus eingeschaltet hatte.
Aber nun zurück zur Post von der GEZ. Gestern, also am 13. August, erhielt ich die Aufforderung zur Zahlung der Rundfunkgebühren bis zum 15. August. Das mag dem missmutigen Zeitgenossen als unzumutbar kurze Frist erscheinen, denn sogar Kredit-Chai Wladimir Ivanowitsch Scheidabdenfingerwitsch gewährt mehr als zwei Tage bis zur Zahlung fällig gestellter Verbindlichkeiten. Doch wieder ist man geneigt, Schild und Schwert des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks Unrecht zu tun. Sicher lag es an der Post, der immer noch deutschen, dass mich das Schreiben so spät ereilte. Denn auf dem gedruckten Formular prangt als Erstellungsdatum der 7. August. Na gut, das war ein Freitag, und womöglich hatte irgendein Geldeintreiber den Mausklick zum Drucken zwar gesetzt, aber den Auftrag noch nicht ausgelöst; oder die vielen Drucke mussten übers Wochenende erst abkühlen ehe sie am Montag per DHL erst zur Kuvertierung nach Indien geflogen und von dort wieder heim ins Reich geholt werden konnten. Ja, mein GEZ-Gebühren-Bezahlungsaufforderungsaberschnellbrief hat was von der Welt gesehen und ich habe Verständnis dafür, dass er mich erst spät erreichte. Oder ist alles gar nicht höherer Gewalt, den Mühen der Ebene und den Unwägbarkeiten der Globalisierung geschuldet, sondern eiskaltes Kalkül der GEZisten? Will man vielleicht ganz bewusst eine Überschreitung der minimalen Zahlungsfrist provozieren, um eilends Mahngebühren erheben und so den Reichtum der Körperschaft mehren zu können? Oder will man durch die knapp bemessene Frist eine Drohkulisse aufbauen, die mich erschaudern lässt und willfährig macht, neue und ganz besondere Kommunikationsgeräte nachzumelden? Abgründe tun sich auf.

Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches (weitere Attribute s.o.) meinen, dass ich mich doch nicht so zieren und der GEZ einfach eine Einzugsermächtigung erteilen möge, auf dass deren wackere Mitarbeiter ihre Forderungen von meinem Konto saugen können. Das wäre sicher sehr bequem, aber ich trau’ mich nicht. Es wird ja in jüngerer Zeit so viel davor gewarnt, das allerlei kriminelles Gesocks im Internet sein Unwesen treibt, dass Kinder geschändet, Terrorakte vorbereitet und Konten abgeräumt werden. Und da soll ich einer Vereinigung, deren Mitarbeiter (sorry, es sind „Gebührenbeauftragte“ auf Provisionsbasis) in fremder Leute Papiertonne nach TV-Zeitschriften wühlen, die Grundschüler nach den Fernsehgewohnheiten im elterlichen Quartier fragen, die nächtens mit dem Feldstecher in Wohnungen nach Fernsehgeflacker suchen und die alten Leuten einreden, dass sie mit Polizeibefugnissen ausgestattet seien, einer solchen Vereinigung soll ich Zugriff auf mein Konto gewähren?
So, und nun überweise ich zähneknirschend meinen Obolus an die Sch... GEZ. Aber ich wage zu bezweifeln, dass am morgigen 15. August einer nachschaut, ob die Zahlung eingegangen ist. Sonnabends arbeitet die Körperschaft nämlich nicht.

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