Dienstag, 4. August 2009
Stellenangebot aus Ägypten. Oder: Wohin schicke ich denn nun meinen Lebenslauf?
Eigentlich ist es ja nicht meine Art, mich über die Unzulänglichkeiten anderer Menschen lustig zu machen. Nagut, es sei denn, sie heißen, Wolfgang, Ulla, Ursula, Burkhard, Oskar, Frank-Walter... Aber das sind Ausnahmen. So wie heute: Beim Aufräumen meines E-Mail-Eingangs fiel mir eine wirklich nette Nachricht in die Hände, die – obwohl eindeutig Spam – ich den Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht vorenthalten möchte:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Trans Cargo GmbH ist auf der Suche nach flei?igen Mitarbeitern, Arbeiten von zu Hause aus.
Pay-Rate: Euro35/Hours

Job-Beschreibung
===================
> Verantwortlich fьr alle Aktivita"ten in der Debitoren-und Kreditorenbuchhaltung
Funktion;
> Zahlungen von Kunden;
> Dein Wille revcieve Zahlungen in Ihrem Bankkonto
> Ha"lt genaue Aufzeichnungen ьber alle Forderungen und Verbindlichkeiten der
> Rechnungslegung bietet erweiterte Beratung und Unterstьtzung bei der Entwicklung,
Analyse, und die Finanzierung
Haben Sie Ihren Lebenslauf an Trans Cargo GmbH
(jobs@trancargo.com)

Personal-und Recruiting-Abteilung,
Regional Manager,
Trans Cargo GmbH
Corporate Headquarter
12 Harwell GROOVE
Kairo
CUM 3UR A"gypten “

Die Mail habe ich nicht verändert, lediglich Leerzeilen wurden entfernt. Besonders köstlich ist für mich „Dein Wille revcieve Zahlungen“ – das hat was von „Dein Wille geschehe ...“ und bringt ein wenig religiöses Licht in meinen Posteingang.
Aber mal ganz ohne Ulk: Ein Blick in den Header der fröhlichfrömmelnden Stellenofferte offenbarte mir als Absender einen Mail-Server von trancargo.com – der steht in den USA, genauer gesagt in Wheaton, Maryland. Hmmm.
Eine zweite Herkunftsspur in der an mich adressierten E-Mail verweist auf infojobs.net. Diese Domain ist auf die infojobs S.A. in Madrid registiert, der dazugehörende Server steht in Polen.
Ganz drollig wird’s, wenn man die IP-Adresse zurückverfolgt, von der aus das tolle Stellenangebot „Dein Wille revcieve Zahlungen“ ins Netz geschickt wurde: Aufgegeben wurde die ägyptische Offerte im Central District von Hon Kong.
Nun würden mich die in Aussicht gestellten 35 Euro pro Stunde einfacher Heimarbeit ja durchaus reizen und Kairo ist eine tolle Stadt, sofern man dort nicht atmen will – aber in mir wachsen langsam Zweifel: Schicke ich den gewünschten Lebenslauf mit allen interessanten persönlichen Daten nun nach Wheaton, nach Polen, nach Hong Kong oder doch ins „Corporate Headquarter“ der Trans Cargo GmbH ( nun plötzlich doch mit „s“) nach Kairo?

Eine zweite Frage drängt sich mir außerdem auf: Wie blöd muss man sein, um auf eine solche E-Mail hereinzufallen?

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