Freitag, 16. März 2007
Von den Schwierigkeiten mit der Zensur
Na gut, laut Artikel 5 Grundgesetz findet eine Zensur nicht statt. Das betrifft aber nur die staatliche, nicht die wirtschaftliche Zensur, wie sie von Medienunternehmen ausgeübt wird. Stichwort: Die Feinde meines Freundes sind meine Feinde. Oder anders gesagt: Wer über gute Kunden meines Verlages oder Senders böses schreibt bzw. sagt, ist mein Feind.
Im Fall von Robby und seinem Mitfahrkollektiv betrifft das in Sachsen zumindest eine Lokalzeitung und einen öffentlich-rechtlichen Sender. Ganz gleich, was passiert, Robby ist und bleibt der Allerbeste. Da wird frisch-fromm-fröhlich-frei drauflosgefilmt und gesendet und jeglicher Zweifel an den Leistungen des Weltenbummlers von der Schere im Kopf weggeschnippelt. Und während eine Reihe von Zeitungen (nämlich die, die mit dem worldrun genannten Fuhrgeschäft nicht verbandelt sind) schon offen vom Scheitern des vollmundig angekündigten Weltrekordlaufes schreibt, hält ein einsamer Streiter in der hiesigen Presselandschaft einsam dem stöckchenschwingenden, gummipufferverschleißenden Wanderfreund die Treue. Kaum zu glauben, dass eine großbuchstabige Schwester des besagten Blattes sich inzwischen erdreistet hat, durchaus kritische Töne in Richtung Weltenbummelei zu vermelden und sogar einen gestandenen deutschen Ultraläufer (richtig, das sind die, die Herr Giermann nicht um Erlaubnis fragen wollte, hat ja auch keiner von ihm verlangt) kritisch zu Wort kommen ließ.
Nur der Heimatsender und das Heimatblatt halten zu Robby. Letzteres übernimmt von Zeit zu Zeit die topaktuellen Tagebucheinträge und gefilterten Gästebuchwortmeldungen und lässt hin und wieder mal den großen Zampano zu Wort kommen.
Unter dem Motto "Von Robby lernen heißt siegen lernen" hat das Heimatblatt inzwischen wohl auch einen Böse-Stimmen-Filter eingebaut. Während auf den Leserbriefseiten so ziemlich jeder zu Wort kommt, der die Uhr nicht alleine aufziehen kann, bleibt diese Rubrik neuerdings Robbykritikern ebenso verschlossen wie das Gästebuch der worldrun-Comedy. Aber das ist natürlich keine Zensur. Schließlich stellt es das gute Recht eines jeden Verlages dar, seine wirtschaftlichen Interessen zu schützen und außerdem hat man als Verleger ja auch Verantwortung gegenüber den Lesern. Ich sage nur: Bildungsauftrag!
Achja: Vielleicht ändert sich ja was, wenn der eine oder andere zusätzliche Leserbrief eintrudelt. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

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