Sonntag, 18. März 2007
6 Stunden in Nürnberg - leider ohne Robby
Heute war ich bei einem meiner Lieblingsläufe am Start, dem 6-Stunden-Lauf von Nürnberg. Für alle unwissenden Nichtultras: Bei derartigen Läufen läuft man eine Zeit von X Stunden im Kreis. Der Lauf heißt dann folgerichtig X-Stunden-Lauf, gewonnen hat, wer am weitesten kommt. X=6 ist quasi der Bambinilauf, X=12 schon etwas für Erwachsene, richtig Spaß machen X=24 und schlimmere Dinge. Ich habe mir für diesen Sommer ein X=144 vorgemerkt. Weil das die Pisa-Generation aber nicht mehr deuten kann, heißt sowas dann 6-Tage-Lauf. Der große Vorteil von Stundenläufen: Man sieht ständig die anderen Läufer, überholt andere und wird von wieder anderen überholt und außerdem ist auch der Sieger nicht eher im Ziel als der Letztplatzierte.

Der Nürnberger 6-Stunden-Lauf ist auf dem Weg zum Klassiker. Perfekte und liebevolle Organisation, eine herrliche Strecke an der Pegnitz mitten in der Altstadt, Verpflegung mit 5-Sterne-Standard, nur ein wenig frisch war's in diesem Jahr.
Für mich stand von vornherein fest, diesen Lauf "unvernünftig" anzugehen. Im Klartext: Ich wollte ihn als Test benutzen, um auszuprobieren, wo meine Ausdauer bei höherem Tempo ihre Grenzen hat.
Folglich startete ich relativ zügig, hatte bei 1:34h einen Halbmarathon "weg", bei 3:10h den ganzen Marathon. Bei gut 3:40h fielen die 50km. Ein Stück weiter kam das, was ich durch den Test herausfinden wollte, nämlich der eigens provozierte Hieb mit dem Hammer. Die folgenden Kilometer waren ein Labsal für Masochisten, etwa ab 65km erholte ich ich und rettete mich auf reichlich 72,5 km.
Was ein Außenstehender sicher nicht nachvollziehen kann, ist das Fazit: Es hat wieder einmal richtig Spaß gemacht, bei Klas Schulze und seinem Sri Chinmoy-Marathonteam Runden zu drehen.

So, und nun zur Überschrift: Natürlich wurde am Vorabend wieder einmal über unser aller Weltenbummler Robby Clemens gelästert. Richtiggehend kichern konnte ich auf der Strecke, als ich Ultra-Urgestein Achim Heukemes überholte und ihm die Bemerkung zuwarf: "Schade, dass unser aller Robby nicht hier ist, der hätte uns aber in Grund und Boden gestöckelt."
In der Tat: Robby, du fehlst mir. Da Du ja ohnehin immer mal den einen oder anderen Tag noch freier als die meisten nimmst, um regionale Küche und Kultur zu entdecken, könntest Du doch auch mal ein Break machen und schnell nach Old Germany jetten.
Lass mal beim Rennsteig die Sau raus, oder brich doch in Scharnebeck bei der DM mal die Weltbestleistung im 24-Stunden-Lauf. Nagut, Du bist ja nicht so gut vorbereitet wie bei Deiner legendären Autofahrt durch den Irak, aber Deutscher Meister könntest Du doch wenigsten en passant werden. Oder wie wär's mit einer Teilnahme am 6-Tage-Lauf in Erkrath Ende Juli? Es wäre mir (und sicher vielen anderen aus der Gilde der ach so bösen Ultras) sicher eine Ehre, sich von Dir in Grund und Boden rennen zu lassen. Und Sigi Bullig hätte für einen Autotouristen von Deinem Format sicher noch einen Platz in der Starterliste frei. Schau doch mal nach unter www.cosibullig.de! Da steht, dass Leistungsläufer ausdrücklich bevorzugt werden ... Und ehe Du Ende Juli bei irgendwelchen Asiaten rumfährst und Dir bei der Pullerpause auf dem Parkplatz womöglich noch einen Fuß vertrittst, könntest Du doch ... bitte, bitte, das giermannste doch sicher hin.

PS.: Um nochmal auf den 6-Stunden-Lauf zu kommen ... Manche Dinge sind seltsam. Da traf ich doch eine mir ganz gut bekannte Ultraläuferin, die bislang im Rahmen ihrer Möglichkeiten stets recht freundlich zu mir gewesen war. Nun bin ich zwar kein teutonischer Recke (durch die Lauferei versaut man sich die Figur), aber weder zu übersehen noch beim Grüßen vor dem Start zu überhören. Und bei etwa 30 Überholvorgängen sieht man sich häufig. Doch die nette Dame brachte das Kunststück fertig, mich vollends zu ignorieren, durch mich hindurch bzw. um mich herumzublicken. Nun ist der damit erlittene Verlust an Konversation kein wirklicher, was an einigen Eigenarten besagter Wegblickerin liegen mag. Manches vermisst man eben nicht. Aber Gedanken habe ich mir doch gemacht ... Ob's daran liegt, dass ihr holder Ehemann mich nicht mehr wirklich liebhat, nachdem ich mich frech über gewissen divergierende Auffassungen von Wahrheit und einige Praktiken im Umgang mit anderen Menschen geäußert habe? Das nenne ich wirklich große Liebe: Der Olle ist sauer, die Theuerste grantelt in gleicher Richtung, obwohl sie gar nicht verstanden hat, worum es ging. Dass es solche aufrichtigen Gefühle heute noch gibt, macht mir Mut für den Fortbestand unserer abendländischen Kultur.

Noch'n PS.: In diesem unkorrekten Blogg äußerte ich mich jüngst abfällig über die Claqueure, die Robby Clemens' Gästebuch füllen dürfen. Einer davon stammt laut www.worldrun.de aus Bautzen, was mich zu einer Bemerkung über die dort ein wenig anders gehenden Uhren veranlasste. Dass die Claqueure der letzte Husten und die Zeitrechnung an manchen Orten der Welt ein wenig hinterherhinkt, behaupte ich auch weiterhin. Auf keinen Fall habe ich damit aber den mir sehr sympathischen Ultraläufer René S. gemeint, der aus Bautzen stammt. Erstens hinkt er nicht, zweitens ist er kein Robbyist und drittens lebt er doch zumeist gar nicht in BZ.
So, und nun war's für heute genug Lesestoff. Es sei denn, bei www.worldrun.de gibt es etwas Neues. Aber das wird wohl noch ein wenig dauern, wo die Jungs doch entweder im Auto sitzen und die Kindersicherung nicht aufbekommen, Keilriemen und Radlager wechseln müssen, krank sind oder nach Robby suchen. Apropos: Oh Robby, wie Du das alles aushälst!
In diesem Sinne: Spott frei!

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